Hyaluronsäurehaltige Produkte sollen die Haut straffen und Fältchen glätten – auch ohne Injektion. Wie wirken unterschiedliche Arten von Hyaluronsäure und welchen Effekt haben Cremes, Seren und Ampullen?
Im Sommer sind es Sonne und Hitze, im Winter Heizungsluft und Kälte: Jede Jahreszeit beansprucht die Haut auf ihre Weise und entziehen ihr wertvolle Feuchtigkeit. Außerdem wird die Haut zunehmendem Alter immer trockener und verliert an Spannkraft. Wenn man der Kosmetikbranche Glauben schenkt, ist Hyaluronsäure der Anti-Aging-Wunderwirkstoff schlechthin und soll die Haut praller und jugendlicher erscheinen lassen.
Hyaluronsäure ist im Körper jedes Menschen vorhanden. Die natürliche Substanz wird von bestimmten Eiweißen in der Zellmembran gebildet. Bis zu 50 Prozent der Säure befinden sich in der Haut, der Rest verteilt sich auf die Knorpelmasse, Gelenkflüssigkeiten und den Glaskörper der Augen.
Die gelartige Flüssigkeit kann pro Gramm bis zu sechs Liter Wasser speichern. Die Haut hält Hyaluronsäure so gut durchfeuchtet, geschmeidig und polstet sie von innen auf. Darüber hinaus regt sie die Produktion von Kollagen und Elastin an und verhindert, dass die Knochen ungehindert aneinander reiben. Diese Wirkung lässt mit der Zeit jedoch nach: Bereits ab dem 25. Lebensjahr sinkt der Anteil von Hyaluronsäure im Körper, da die Bindegewebszellen nicht mehr genug Hyaluron produzieren. Weniger Hyaluronsäure bedeutet für die Haut vor allem eines: nachlassende Spannkraft. Ab dem 40. Lebensjahr werden deshalb die ersten tieferen Falten sichtbar, mit 50 Jahren hat ein Mensch nur noch etwa die Hälfte der ursprünglichen Menge Hyaluronsäure im Körper.
Den natürlichen Anti-Aging-Effekt von Hyaluron macht sich die Beauty-Industrie zunutze: Neben Schönheitsbehandlungen beim ästhetischen Chirurgen setzen auch Kosmetikhersteller vermehrt auf Hyaluron. Während der Arzt mithilfe einer Spritze wenige Milliliter stabilisierter, also stark vernetzter, Hyaluronsäure direkt in die gewünschten Bereiche injiziert, wirken Beauty-Produkte mit Hyaluronsäure rein äußerlich. Cremes, Seren und Ampullen sollen die Haut glätten und ihr eine jugendliche Ausstrahlung verleihen, ohne dass eine Injektion oder andere minimalinvasive Behandlungen notwendig sind.
Je nach Länge der Molekülketten und Größe der Moleküle werden drei Hyaluronsäure-Typen unterschieden:
Hochmolekulare Hyaluronsäure besteht aus großen Molekülen, die in langen Ketten miteinander verbunden sind. Sie können nicht in die Haut eindringen und legen sich deshalb wie ein feuchtigkeitsspendender Schutzfilm auf ihre Oberfläche. Optisch wirken Linien und feine Falten aufgefüllt. Dieser Effekt ist jedoch kurzfristig und hält nur bis zum nächsten Waschen an.
Niedermolekulare Hyaluronsäure kann in die Haut einziehen: Das Bindegewebe speichert die kleineren Moleküle, die dort Feuchtigkeit aufnehmen. So wirkt die Haut langfristig praller und straffer.
Hydrolysierte oder oligomere Hyaluronsäure kann aufgrund ihrer Fragmentierung in kleinste Bestandteile sehr tief in die Haut eindringen. Dort speichert sie Feuchtigkeit und polstert die Haut mit sofort sichtbarem Effekt auf. Zusätzlich regt hydrolysierte Hyaluronsäure die körpereigene Kollagenproduktion an und verbessert langfristig die Hautstruktur.
Weil Hyaluronsäure eine körpereigene Substanz ist, treten bei der Behandlung mit dem synthetisch hergestellte Wirkstoff so gut wie keine Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen auf.
Die Wirkstoffe in Cremes mit Hyaluronsäure sind meist hochmolekular und lagern sich daher auf der Hautoberfläche ab. Der Vorteil: Die Creme bildet einen Schutzfilm, bewahrt die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen und befeuchtet sie von außen. Das kommt gerade trockener, empfindlicher Haut zugute: Die Hyaluronsäure-Creme nährt sie, lässt sie weniger schuppig aussehen und lindert den bei trockenen Hautpartien häufig auftretenden Juckreiz.
Das Wort Serum stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Molke“. Tatsächlich ähnelt die Zusammensetzung von Seren der des Milchprodukts: Sie bestehen überwiegend aus Antioxidantien und hauteigenen Eiweißen. Aufgrund ihrer konzentrierteren Wirkstoffkombination und Dichte dringen sie tiefer in die Haut ein als Cremes. Mit Hyaluronsäure angereicherte Seren erzielen deshalb einen stärkeren Effekt als Hyaluroncremes. Hochwertige Seren erkennen Sie daran, dass sie schnell von der Haut absorbiert werden und keinen Film hinterlassen. Eine Sofortwirkung können Sie bei der Anwendung von Seren zwar erwarten, bis die Produkte jedoch in den tieferen Hautschichten ihre volle Wirkung entfalten können, dauert es bis zu vier Wochen.
Um den bestmöglichen Effekt zu erzielen, sollten Sie Serum und Creme miteinander kombinieren. So profitieren Sie nicht nur von der langfristigen Tiefenwirkung des Serums, sondern auch von den Soforteffekten einer Creme. Tragen Sie morgens und abends nach der Gesichtsreinigung zuerst zwei bis drei Tropfen Serum auf das Gesicht auf und lassen es einige Minuten einziehen. Am besten wirken Seren, wenn Sie sie in die noch feuchte Haut einklopfen. Im Anschluss geben Sie eine Creme mit Hyaluronsäure darüber.
Ampullen sind die Power-Booster unter den Hyaluron-Produkten: In kleinen Glasampullen befinden sich wenige Milliliter des hochkonzentrierten Wirkstoffs. Die wässrige Konsistenz ermöglicht es dem Ampulleninhalt sehr tief in die Haut einzudringen. Durch ihre speziell versiegelte Verpackung kommen Ampullen meist ohne Konservierungsstoffe aus. Im Rahmen einer maximal einwöchigen Kur sollten Sie den Inhalt der Hyaluronsäure-Ampullen idealerweise abends in Gesicht, Hals und Dekolleté einklopfen.
Während hyaluronsäurehaltige Seren für langfristige Resultate sorgen, können Sie bei der Behandlung mit Ampullen schon nach kurzer Zeit deutliche Verbesserungen des Hautbilds feststellen.