Pflanzliche Alternativen zu chemischer Haarfarbe versprechen ein natürliches Farbergebnis ohne schädliche Inhaltsstoffe. Doch wie wirken pflanzliche Haarfärbemittel, können sie bei jedem Haartyp verwendet werden und decken sie graue Haare zuverlässig ab? Die Vor- und Nachteile natürlicher Färbemethoden im DONNA-Check.
Um die natürliche Haarfarbe zu verändern oder graue Haare abzudecken gibt es mehrere Methoden mit unterschiedlicher Farbintensität und Haltbarkeit: Tönungen und Intensivtönungen enthalten künstliche Farbpigmente, die sich an die äußere Schuppenschicht der Haare anlagern oder so klein sind, dass sie in das Haar eindringen und es färben. Das Farbergebnis hält wenige Haarwäschen bis hin zu mehreren Wochen, wirkt aber mit jeder Wäsche stumpfer und ausgeblichener. Eine Aufhellung der Haare oder Grauabdeckung ist mit Tönungen nicht möglich.
Die chemischen Inhaltsstoffe industrieller Haarcolorationen brechen die Haarstruktur mit einem Oxidationsmittel – meist Wasserstoffperoxid – auf, damit die Farbe ins Haar eindringen kann und dauerhaft haltbar bleibt. Permanente Colorationen sind nicht auswaschbar und verschwinden erst durch das Herauswachsen oder Überfärben der Haare. Schon der beißende Geruch chemischer Haarfarben lässt darauf schließen, dass der Färbeprozess Haare und Kopfhaut strapaziert und Allergien auslösen kann. Nicht selten werden die in industriellen Haarfärbemitteln enthaltenen Wirkstoffe zudem an Tieren getestet. Viele chemische Produkte enthalten darüber hinaus Amine, die in Verdacht stehen, erbgutschädigend und krebserregend zu sein.
Pflanzliche Haarfarben versprechen, schonender und umweltverträglicher als chemischen Haarfärbemittel zu sein, haben aber auch einige Nachteile. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, die Haarfarbe auf natürliche Weise zu verändern.
Pflanzenhaarfarbe besteht aus gemahlenen, farbintensiven Pflanzenbestandteilen, deren Pigmente sich sanft an die Schuppenschicht und Schäfte der Haare anlagern. Sie wirken wie ein schützender Pflegemantel, glätten und verdicken das Haar, anstatt es anzugreifen. Im Vergleich zu chemischen Tönungen und Colorationen ist die Palette an Naturfarben allerdings eingeschränkter: Je nach Haarbeschaffenheit und Ausgangsfarbe können Rot-, Braun- und dunklere Blondnuancen mit Naturprodukten problemlos gefärbt werden, extreme Farbveränderungen lassen sich dagegen nicht erzielen. So ist mit Pflanzenfarbe weder eine starke Aufhellung wie bei einer chemischen Blondierung, noch das Schwarz- oder Buntfärben der Haare möglich. Das individuelle Farbergebnis hängt zudem stark von der Ausgangsfarbe und -struktur der Haare ab und lässt sich vorab nicht sicher voraussagen.
Im Prinzip für alle, die auf umweltverträgliche Weise eine natürliche Farbveränderung erzielen und Haare sowie Kopfhaut schonen wollen. Die ideale Ausgangsbasis für Naturhaarfarben ist feines, blondes bis dunkelblondes Haar, das die pflanzlichen Farbpigmente besonders gut aufnimmt. Auch die Grauabdeckung funktioniert mit Naturhaarfarben in den meisten Fällen problemlos. Wer seine Haarfarbe dagegen extrem verändern will, kann den gewünschten Farbeffekt in der Regel nur mit chemischen Mitteln erreichen.
Wenn Sie graue Haare überdecken möchten, müssen Sie nicht zwangsläufig auf chemische Haarfärbemittel zurückgreifen. Auch Pflanzenhaarfarbe kann graue Haaransätze färben und selbst weiße Haare überdecken. Allerdings bleiben graue Haare aufgrund ihrer besonderen Beschaffenheit nach dem Färben mit Pflanzenfarbe heller als nicht ergraute Haare. Je nach Grauanteil entstehen so natürlich nuancierte Farbabstufungen im Haar. Um mit Pflanzenfarbe ein deckendes Ergebnis zu erzielen, müssen graue Haare allerdings meist mehrmals gefärbt werden.
Fast alle Pflanzenhaarfarben bestehen aus Pulver, das mit heißem Wasser angerührt und Strähne für Strähne ins Haar eingearbeitet wird. Die Einwirkzeit dauert deutlich länger als bei chemischen Farben und beträgt – abhängig von der gewünschten Intensität – bis zu zwei Stunden. Je nach Pflanzenhaarfarbe wird der färbende Effekt durch Gerbsäure, häufig in Kombination mit natürlichen Säuren wie Obstessig oder Zitrone, oder alkalisch erzielt. Alkalische Pflanzenfarben lassen die Schuppenschicht der Haare aufquellen und ermöglichen so das Einlagern der Farbpigmente. Anders als chemische Haarfarben wirkt Pflanzenhaarfarbe auf jedem Haar anders und bewirkt mit natürlich-färbenden Inhaltsstoffen wie den Blättern der Henna- oder Indigopflanze, Nusssschalen, Weizenauszügen, Kaffee, Schwarztee oder Gewürzen wie Kurkuma dezent unterschiedliche Schattierungen. Im Reformhaus oder Drogeriemarkt sind Pflanzenhaarfarben unter anderem von Naturkosmetik-Marken wie Logona, Santé, Radico oder Khadi erhältlich. Inzwischen haben sich auch viele Friseure auf Naturhaarfarben spezialisiert und leisten eine kompetente Beratung sowie professionelle Behandlung mit pflanzlich basierten Produkten.
Wenn Sie Ihre Haare nicht von einem (Natur-)Friseur färben lassen, sondern zu Hause selbst Hand anlegen wollen, sollten Sie folgende Tipps beachten:
Bevor Sie Ihre Haare mit Pflanzenfarbe behandeln, sollten Sie einige Wochen auf silikonhaltige Shampoos verzichten, da diese die Aufnahme der Farbe beeinträchtigen.
Um sicherzugehen, dass die Färbung mit der Pflanzenhaarfarbe den individuellen Vorstellungen entspricht, sollten Sie das Farbergebnis zunächst an einer Probesträhne austesten.
Wenn Sie einen starken Rotton mit Naturhaarfarbe auf Henna-Basis färben wollen, sollten Sie die Ohren sowie den vorderen Haaransatz mit einer fetthaltigen Gesichtscreme oder Haarkur eincremen, um Verfärbungen der Kopfhaut zu vermeiden. Bei Braun- und Blondtönen ist das nicht nötig.
Spülen Sie die Pflanzenfarbe nach der Einwirkzeit ohne Shampoo gründlich aus und benutzen Sie danach keine Spülungen oder Conditioner. Die natürlichen Farbpigmente verfestigen sich erst im trockenen Zustand und können durch ölhaltige Haarpflegeprodukte abgelöst werden.
Vorsicht, wenn Sie Pflanzenhaarfarbe auf stark strapazierten, blondierten oder anderweitig chemisch gefärbten Haaren anwenden wollen: Um Fehlfärbungen zu vermeiden, sollten Sie sich von einem auf Naturhaarfarben spezialisieren Friseur beraten lassen anstatt selbst zu färben.
Das färbende Hennapulver besteht aus den getrockneten und pulverisierten Blättern sowie Stängeln des Hennastrauchs und wird für die Anwendung mit heißem Wasser zu einem Brei verrührt. Je nach Ausgangshaarfarbe und Einwirkzeit kann mit Henna ein oranger bis dunkelroter Farbton erzielt werden. Reines Henna trocknet die Haare allerdings schnell aus und ermöglicht nur eine begrenzte Farbpalette. Vorsicht bei nicht als Naturprodukte ausgewiesenen Hennafarben, die blond oder schwarz färben sollen – diese enthalten in der Regel Zusatzstoffe, von denen dringend abzuraten ist.
Auch ohne Henna oder Pflanzenhaarfarbe gibt es Möglichkeiten, die Haarfarbe mit kostengünstigen und umweltschonenden Hausmitteln natürlich zu verändern oder dem Haar glänzende Farbreflexe zu verleihen:
Kamillentee, frischer Zitronensaft oder Salzwasser bleichen die Haare – vor allem in Verbindung mit Wärme – aus und wirken so wie eine natürliche Blondierung. Zitronensaft kann unverdünnt oder mit etwas warmem Wasser gemischt auf das gesamte Haar oder einzelne Strähnen aufgetragen werden. Ungefähr eine Stunde einwirken lassen und anschließend ausspülen. Verstärkt wird der Aufhellungseffekt, wenn Sie ein Handtuch um den Kopf wickeln oder sich mit den behandelten Haaren in die Sonne setzen. Eine aufhellende Wirkung können Sie auch mit Backpulver oder Natron erzielen, das mit Wasser gemischt und auf den gesamten Kopf oder einzelne Strähnen aufgetragen wird. Alternativ Meersalz in lauwarmem Wasser auflösen und mithilfe einer Sprühflasche im trockenen Haar verteilen.
Eine Spülung mit Kamillentee verleiht hellem Haar auf schonende Weise strahlende Blondreflexe. Dafür sechs Teebeutel Kamillentee in einem Liter Wasser aufkochen und die Haare mit dem abgekühlten Tee durchspülen. Den Kamillensud für einige Stunden oder am besten über Nacht einwirken lassen und die Haare danach wie gewohnt waschen.
Dunkelhaarige Frauen, die ihren Brünett- oder Braunton verstärken oder einen heller nachwachsenden Ansatz nicht ständig chemisch nachfärben wollen, können das Haar mit schwarzem Tee, Kaffeesatz oder Walnussschalen und -blättern behandeln. Für eine dunkler tönende Spülung drei Esslöffel Schwarztee mit 300 Millilitern Wasser übergießen und mindestens 30 Minuten ziehen lassen. Den Tee anschließend auf Zimmertemperatur abkühlen lassen und vom Ansatz bis in die Spitzen im gewaschenen, noch feuchten Haar verteilen. Die Spülung mit einem Handtuch um die Schultern etwa eine Stunde lang einwirken lassen und danach gründlich ausspülen.
Für einen braunen Goldschimmer im Haar sorgt ein Aufguss aus Walnussblättern, die eine halbe Stunde in Wasser gekocht und anschließend mit warmem Wasser zu einem Brei angerührt werden. Die Mischung auf die Haare geben, mit einem Handtuch einwickeln und 30 bis 40 Minuten einwirken lassen. Eine Haarbehandlung mit Kaffeesatz verleiht braunem Haar mehr Leuchtkraft und stimuliert dank des enthaltenen Koffeins die Haarwurzeln. Dafür Kaffeesatz nach dem Kaffeekochen nicht wegwerfen, sondern sanft ins gewaschene Haar sowie die Kopfhaut einmassieren und vor dem Ausspülen rund zehn Minuten einwirken lassen.
Wenn sich in dunklen Haaren erste graue Strähnen bemerkbar machen, kann eine Spülung mit Salbei oder Rosmarin dabei helfen, die grauen Haarpartien oder einen grau nachwachsenden Ansatz weniger sichtbar zu machen. Dafür je drei Esslöffel Salbei oder Rosmarin mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen und den Aufguss nach zehn Minuten absieben. Den Tee anschließend abkühlen lassen, nach der Haarwäsche als Spülung verwenden und etwa 15 bis 30 Minuten einwirken lassen. Die Haare danach gründlich mit Wasser ausspülen.