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Schluss mit Wegwerfmode: In 10 Schritten zum öko-fairen Kleiderschrank

Frau hängt Kleidung auf eine Kleiderstange - Illustration | © gettyimages.de / Asiya Hotaman
© gettyimages.de / Asiya Hotaman
Mit diesen Tipps können Sie Ihre Garderobe im Handumdrehen nachhaltiger gestalten.

Weg von Billigmode, Konsumzwang und Kleidermüll, hin zu einem nachhaltigen Lebensstil – auch im Kleiderschrank. Wie Sie Ihre Garderobe in zehn einfachen Schritten nachhaltig gestalten können.

In zehn einfachen Schritten zu einem nachhaltigen Kleiderschrank? Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Dabei sind inmitten von Textildiscountern und Wegwerfmode bereits viele gute Ideen entstanden, die beim Umstieg auf öko-faire Kleidung helfen können. Wie man sich von kurzlebigen Modetrends lossagt und trotzdem perfekt gekleidet ist, zeigen Mode-Expertin Kirsten Brodde und Blogger Alf-Tobias Zahn in ihrem Ratgeber „Einfach anziehend“. Anstatt kiloweise Billigware zu kaufen, wird Kleidung repariert, getauscht und geliehen. Und wenn es doch mal etwas Neues sein soll, hilft ein Besuch auf dem Flohmarkt oder im Secondhand-Laden weiter. 

1. Altes neu entdecken

Einfacher geht es eigentlich nicht: den Kleiderschrank nach Herzenslust durchstöbern und dabei neu entdecken, was man bereits besitzt. Nicht selten findet man längst vergessene Schätze wieder, die sich perfekt mit der Lieblingsjeans oder dem Vintage-Pullover kombinieren lassen. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Boyfriend-Jeans und geblümter Cardigan, Anzughemd und Sweathose. Auch Jahreszeiten können getrost ignoriert werden, denn das luftige Sommerkleid wird mit einer dicken Wollstrumpfhose, Booties und einer Strickjacke im Handumdrehen zum Winter-Look. Ein voller Kleiderschrank und ein bisschen Experimentierfreude bringen ganz ohne Neukauf neue Looks hervor.  

Tipp: Zu zweit geht es noch einfacher. Schnappen Sie sich Ihre beste Freundin und durchstöbern Sie gemeinsam die Tiefen Ihres Kleiderschranks. Dazu ein Glas Wein und die Modenschau kann beginnen.

2. Lieblingsstücke reparieren 

Der kuschelige Norwegerpullover passt zwar zum neuen Rock, hat aber ein Loch? Kein Problem. Wenn man etwas schätzt, kümmert man sich ganz automatisch darum: Schuhe repariert der Schuhmacher, kaputte Reißverschlüsse ersetzt der Änderungsschneider – und die Löcher im Strickpulli sind mit Nadel und Faden in wenigen Minuten selbst gestopft. Das Schwierigste dabei ist, sich Zeit dafür zu nehmen und selbst Hand zu legen. Was man beim Reparieren von Kleidung lernt: „Solide ist das neue Cool.“ Je besser die Kleidung verarbeitet ist, desto weniger muss man später flicken.

Tipp: Sichtbare Reparaturen sind besonders angesagt, da sie die Kleidung zum personalisierten Unikat machen.

3. Verändern statt wegwerfen

Was beim Kleiderschrank-Experiment noch keine neue Verwendung gefunden hat, muss nicht zwangsläufig weggeschmissen werden. Machen Sie daraus einfach etwas Neues. Upcycling ist das Stichwort: Kürzen, färben, bedrucken – alles lässt sich irgendwie ändern und umstylen. So wird aus dem zu weiten Rock ein praktischer Shopper und das ungünstig geschnittenen Kleid verwandelt sich in schönes Top. Selbst alte T-Shirts können mit einem Bügelbild oder Print schnell aufgepeppt werden. Inspiration und die passenden Tutorials gibt es im Internet.

Tipp: Immer noch keine Inspiration? Wie wäre es mit einem Upcycling-Kurs? Do-It-Yourself erlebt gerade ein echtes Comeback.

4. Verschenken oder verkaufen

Das Kleid mit Blümchenprint und Sie kommen einfach nicht mehr zusammen? Na gut, kommt vor. Doch anstatt es wegzuwerfen, können Sie es einer Freundin schenken oder verkaufen und ihm so ein zweites Leben schenken. Bieten Sie es einem Secondhand-Laden, Oxfam-Shop oder auf dem nächsten Flohmarkt an. Wenn Kleidungsstücke nicht mehr weiterzugeben oder zu reparieren sind, sollten sie in die Altkleidersammlung und idealerweise recycelt werden. Doch Vorsicht: Unter den Altkleidercontainern gibt es viele schwarze Schafe, die mit erfundenen Siegeln Gemeinnützigkeit vorgaukeln und die Kleider dann doch in Asien oder Afrika verscherbeln.

Tipp: Achten Sie auf die Auszeichnung „FAIRwertung", dann kommt die Kleidung auch wirklich einem guten Zweck zugute. Einrichtungen wie die Caritas oder das Deutsche Rote Kreuz sammeln ebenfalls für Bedürftige.

5. Wenn neu, dann Secondhand

Trotz neuer Outfit-Kombis könnte Ihr Kleiderschrank frischen Wind vertragen? Dann ist Vintage genau das Richtige. Da der Trend so beliebt ist, gibt es inzwischen zahlreiche gut sortierte Secondhand-Läden und Vintage-Boutiquen, die sorgfältig ausgesuchte Schätze aus vergangenen Zeiten anbieten. Bei Vinokilo wird beispielsweise nach Kilopreis bezahlt. Auch Flohmärkte können wahre Vintage-Fundgruben sein. Wer auf Qualität Wert legt, findet in ausgewählten Vintage-Onlineshops hochwertige Kleidungsstücke, die direkt nach Hause geliefert werden.

Tipp: Ein kreativer, offener Geist ist das A und O. Schwierig wird die Secondhand-Suche nur, wenn man das gesuchte Kleidungsstück gedanklich bereits detailliert vor Augen hat.

6. Veranstalten Sie eine Kleidertauschparty 

Immer noch nichts gefunden, obwohl Sie sämtliche Secondhand-Boutiquen und Flohmärkte abgegrast haben? Dann organisieren Sie eine Kleidertauschparty mit Freunden und Bekannten. Jeder bringt fünf bis zehn Kleidungsstücke mit und dann wird munter anprobiert und ausgetauscht. Ergebnis: ein paar Schrankhüter weniger und im Gegenzug einige neue Teile – ganz ohne Geld und Ressourcenverbrauch. 

Tipp: Wer ein größeres Angebot möchte, kann eine öffentliche Kleidertauschparty, zum Beispiel von Greenpeace, besuchen. Eine aktuelle Übersicht der Angebote gibt es zum Beispiel unter kleidertausch.de.

7. Mehr Abwechslung durch ein Kleiderabo

Egal, ob Sie ein Outfit für einen speziellen Anlass – zum Beispiel ein schickes Cocktailkleid für eine Hochzeit – benötigen, oder ob Sie sich grundsätzlich neue Kleidungstücke wünschen, um Ihre Garderobe aufzupeppen: Kleidung leihen ist der neue Modetrend. Schließen Sie einfach ein Kleiderabo bei einer sogenannten Modebibliothek ab. Jeden Monat kommt dann ein neues Paket mit geliehenen Trend- oder Designerteilen – passend zum eigenen Stil und der passenden Größe.

Tipp: Kleidung kann sogar geleast werden. Eine Jeans von MUD aus den Niederlanden etwa kann man so lange tragen, wie man will. Gefällt sie einmal nicht mehr, lässt sie sich gegen eine andere eintauschen.

8. Neukauf, aber richtig

Die Jacke, die Sie im Schaufenster gesehen haben, ist so schön, dass Sie sie unbedingt haben möchten? Kein Problem, Neukäufe sind ja nicht verboten. Achten Sie bei neuer Kleidung allerdings darauf, dass sie ökologisch und fair produziert ist. Das beste Angebot an gut gemachter Eco Fashion findet sich in spezialisierten Concept Stores und „grünen“ Onlineshops. Dort können Sie auch alle Fragen stellen, die Ihnen zum Thema zertifizierte Mode einfallen, denn die Inhaber kennen sich bestens aus und wissen, welche Marken wirklich fair produzieren.

Tipp: Eine umfangreiche, mobile Ladenliste grüner Concept Stores bietet der Verein „Get Changed“.

9. Beim Kauf auf Siegel achten

Konventionelle Kleidung hält sich bedeckt: Das eingenähte Etikett gibt lediglich Fasern, Pflegehinweise und das Produktionsland preis. Über die während der Produktion verwendeten Chemikalien oder Arbeitsbedingungen wird keine Auskunft gegeben. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Textilsiegeln, an denen man sich beim Kauf öko-fairer Kleidung orientieren kann: Global Organic Textile Standard (GOTS), Fair Wear Foundation (FWF) oder das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN Best), um nur einige wenige zu nennen. 

Tipp: Wer sich Durchblick im Siegeldschungel verschaffen will, liest einfach den Labelratgeber von Greenpeace oder der Christlichen Initiative Romero (CIR).

10. Machen Sie sich frei

Lassen Sie sich nicht von einem Modediktat bevormunden, das heute schulterfrei, morgen Leoprints und übermorgen Palazzo-Hosen vorschreibt. Finden Sie Ihren eigenen Stil und widerstehen Sie dem ständigen „Kauf mich“ und „Du brauchst mich“ der Werbeindustrie. Sie werden sehen, es ist durchaus machbar, weniger zu kaufen und damit glücklich zu sein. Eine übersichtliche Basisgarderobe mit zeitlosen, leicht kombinierbaren Kleidungsstücken ist sowieso das Geheimnis einer jeden stilbewussten Frau. Außerdem wissen wir: Glück lässt sich nicht in Tüten kaufen.

Tipp: Probieren Sie einmal aus, sich für eine bestimmte Zeit nur auf das Wesentliche zu beschränken, etwa mit einer Klamottenkur.

Weitere Infos auf www.einfach-anziehend.de

Diese und weitere Tipps finden Sie in „Einfach anziehend" von Kirsten Brodde & Alf Tobias ZahnBuchcover des Ratgebers „Einfach anziehend“ von Kirsten Brodde und Alf Tobias Zahn zum Thema Wegwerfmode (oekom Verlag).

In ihrem Ratgeber „Einfach anziehend“ zeigen Kirsten Brodde und Alf Tobias Zahn, wie man seine Garderobe in zehn Schritten nachhaltig und individuell gestalten kann. Erschienen im oekom Verlag, München. | © oekom Verlag
In ihrem Ratgeber „Einfach anziehend“ zeigen Kirsten Brodde und Alf Tobias Zahn, wie man seine Garderobe in zehn Schritten nachhaltig und individuell gestalten kann. Erschienen im oekom Verlag, München.
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