Keine Lust mehr auf ständiges Nachfärben? Mit ein paar Tricks und dem richtigen Haarschnitt fällt der Schritt zu natürlichem Grau leichter als gedacht. Wir verraten, wie der Übergang zur Originalhaarfarbe gelingt.
Frauen, die ihre Haare seit Jahren oder sogar Jahrzehnten färben, kennen das Problem: Früher oder später machen sich am Ansatz und an den Schläfen immer mehr graue Strähnen bemerkbar, bis das nachwachsende Haar schließlich vollständig ergraut. Die Vorstellung, das natürliche Grau nicht mehr zu überdecken, sondern selbstbewusst zu zeigen, fällt vielen zunächst schwer – schließlich sind graue Haare ein sichtbares Anzeichen für das Älterwerden. Hinzu kommt, dass die Frisur sich nicht schlagartig in ein strahlendes Silbergrau verwandelt, sondern meist unregelmäßig und manchmal über mehrere Jahre hinweg ergraut.
Der Grund dafür: Im Laufe des Alterungsprozesses bilden die Haarwurzeln immer weniger Melanin – das Pigment, das für die Färbung der Haare verantwortlich ist – und stellen die Produktion schließlich ganz ein. Der optische Eindruck einer grau durchzogenen Mähne entsteht also nicht durch tatsächlich grau verfärbte Haare, sondern die Mischung aus pigmentierten, „normalfarbigen“ und unpigmentierten, weißen Haaren auf dem Kopf. In der Regel tauchen die ersten grauen Strähnen an den Schläfen auf, während die Haare am Hinterkopf ihre Farbpigmente als letzte verlieren.
Egal ob sich die silbrigen Härchen schon mit Anfang 30 oder erst mit 50 bemerkbar machen: Wer keine Lust hat, alle paar Wochen den Ansatz zu kaschieren und in regelmäßigen Abständen nachzufärben, lässt das natürliche Grau am besten einfach herauswachsen. Die Vorteile: weniger Chemie, Stress und Friseurkosten, dafür aber ein neuer Silber-Look, der mit dem richtigen Haarschnitt und Styling auch ohne Färben richtig gut aussieht. Der Nachteil: Ein wenig Geduld braucht man schon, bis der graue Ansatz vollständig herausgewachsen ist. Wie sich die Übergangszeit am besten überbrücken lässt, verrät der Münchner Haarexperte Thomas Kemper.
Viele Frauen, die ihre Haare regelmäßig färben (lassen), kolorieren die grauen Partien am Ansatz und an den Schläfen einfach wie gewohnt weiter. Bei blondiertem Haar fallen einzelne weiße Strähnen meist ohnehin kaum auf. Anders sieht es bei braunen oder schwarzen Haaren aus, etwa wenn der Ansatz bereits komplett ergraut ist und einen auffälligen Kontrast zum Rest der Frisur bildet. Wie aber gelingt der Schritt von gefärbten Haaren zurück zum Original trotzdem?
Natürlich besteht die Möglichkeit, eine dunkle Koloration durch eine professionelle „Entfärbung“ loszuwerden, beispielsweise mit einer Blondierwäsche beim Friseur. Haarexperte Thomas Kemper rät davon allerdings ab: „Das Verfahren ist kompliziert und koloriertes Haar wird dabei immer Orange oder Gelb.“ Diese drei Methoden sind wesentlich schonender, um graue Haare herauswachsen zu lassen:
Frauen, die ihre Frisur jahrelang permanent gefärbt haben, können als Übergangslösung auf eine Intensivtönung umsteigen und den Ansatz so lange tönen, bis die Koloration vollständig herausgewachsen ist. Die Intensivtönung verblasst anschließend mit jeder Haarwäsche mehr und lässt Stück für Stück das natürliche Grau zum Vorschein kommen.
Eine weitere Strategie, um von gefärbten Haaren auf natürliches Grau umzusteigen, ist die sogenannte Schocktherapie: „Hierbei soll man die Koloration herauswachsen lassen und die Haare dann sehr kurz schneiden – auf die Länge des natürlichen Ansatzes“, erklärt Thomas Kemper. Bei einem Haarwachstum von rund einem bis 1,5 Zentimetern pro Monat ist das ungefärbte Haar nach etwa drei Monaten lang genug für einen Kurzhaarschnitt in Silbergrau.
Die Schocktherapie ist Ihnen zu radikal? Dann gibt es noch eine weitere Methode, um einen harmonischen Übergang von gefärbtem zu naturgrauem Haar zu schaffen: „Die softe Variante ist, Highlights in der bisherigen Koloration zu färben und sich bei jedem Friseurbesuch weniger Strähnchen setzen zu lassen“, sagt Thomas Kemper. Vorsicht, wenn Sie Ihr Haar bislang mit einer Pflanzenfarbe, zum Beispiel auf Henna-Basis, behandelt haben: „Auf Naturhaarfarbe weiß man leider nie, wie die Farbe der Strähnchen aussehen wird, deswegen ist es am besten, die Pflanzenfarbe herauswachsen zu lassen“, so der Haarexperte.
Natürlich ist es auch eine Möglichkeit, die Haare einfach grau färben zu lassen. Wer es nicht ganz so radikal möchte, kann einzelne graue Strähnen setzen lassen. So kann das naturgraue Haar ganz einfach nachwachsen. Und übrigens: Mit grauen Haaren liegen Sie absolut im Trend. Natürlichkeit ist gefragt und selbst jüngere Frauen setzen gerade gerne auf das sog. "Granny Hair" und lassen sich ihre Haare grau färben.
Sie haben den lästigen grauen Ansatz bereits erfolgreich herauswachsen lassen? Glückwunsch! Um jetzt den passenden Schnitt für das natürliche Grau zu finden, sollten Sie sich von einem Profi beraten lassen. Friseur Thomas Kemper weiß: „Welcher Haarschnitt gut aussieht, ist immer eine Typfrage und nicht pauschalisierbar.“ Es gibt aber durchaus bestimmte Frisuren, die den Schritt zurück zur Originalhaarfarbe erleichtern: „Besonders geschickt überbrücken lässt sich ein Übergang von gefärbtem zu naturgrauem Haar mit einem Kurzhaarschnitt, gestuften Haaren oder allgemein unruhigen Haaren. Auch luftiges und voluminöses Haar gestaltet das Herauswachsen angenehmer und kaschiert einen auffälligen grauen Ansatz. Ein kerzengerader Bob oder generell angelegte und plastische Frisuren helfen nicht beim Kaschieren.“
Wie der perfekte Grauhaar-Look aussehen kann? Als Inspiration finden Sie hier drei Frisuren, die Frauen mit grauen oder weißen Haaren besonders gut stehen.
Der raspelkurze Pixie zählt zu den Trendfrisuren und eignet sich bestens, um einen grau herausgewachsenen Ansatz ab einer Länge von etwa fünf Zentimetern in einen lässigen neuen Look zu verwandeln. Die fransige Schnittlinie und die unterschiedlich langen Haarpartien – einige davon können nur wenige Millimeter lang sein, andere bis zu zehn Zentimeter – sind besonders vorteilhaft, um Bewegung ins Haar zu bringen.
Sie wünschen sich eine Frisur, die nicht ganz so kurz wie ein klassischer Pixie ist, aber trotzdem für lebendige Reflexe im Haar sorgt? Dann könnte ein Bob mit fransiger Kontur die richtige Wahl für Sie sein: Der pflegeleichte Haarschnitt funktioniert als kinnlange Variante genauso wie als schulterlanger Long Bob. Wenn Sie mögen kombinieren Sie einen locker fallenden Pony dazu, der das Gesicht umrahmt und weicher wirken lässt.
Von wegen 80er-Jahre-Look – ein lässiger Stufenschnitt bringt sofort Bewegung ins Haar und funktioniert toll mit Langhaarfrisuren. Vorsicht bei feinem Haar: Die fransigen Stufen lassen die Mähne schnell dünn aussehen – hier ist der richtige Profi-Schnitt das A und O. Mehr Fülle können Sie außerdem mit Stylingprodukten zaubern, etwa mit Volumenspray, das vor dem Föhnen ins feuchte Haar eingearbeitet wird und ihm mehr Griffigkeit sowie Halt schenkt.
Graue Haare erfordern nicht zwangsläufig eine praktische Kurzhaarfrisur – obwohl ein typgerechter Short Cut natürliches Silbergrau oder Weiß ohne Zweifel toll in Szene setzt. Dass eine naturgraue Mähne auch in XXL-Länge großartig aussehen kann, beweisen unter anderem prominente Frauen wie die ehemalige VOGUE-Moderedakteurin Sarah Harris, die bereits mit 16 Jahren ergraute und ihre Naturhaarfarbe selbstbewusst zu ihrem Markenzeichen machte.
Ob sehr lange Haare in Grau gut aussehen, ist laut Haarprofi Thomas Kemper allerdings eine Typfrage: „Ist der Hautton eher grünpigmentiert bzw. olivfarben, sieht langes graues Haar attraktiver aus, als wenn Haut-, Haar- und Augenfarbe allgemein sehr blass sind.“ Fragen Sie im Zweifel den Friseur Ihres Vertrauens, mit welchem Schnitt Ihre langen Haare am besten aussehen – oder ob eine kürzere Variante den natürlichen Grauton eventuell besser zur Geltung bringen würde.
Obwohl sich die Struktur grauer Haare im Vergleich zu „jungem“ Haar nicht verändert, nehmen sowohl die Haardichte als auch die Produktion des Haarbausteins Keratin durch den Alterungsprozess bedingt mit der Zeit ab. Die Folge: Das Haar wird dünner, trockener und empfindlicher. „Graues oder weißes Haar ist oft störrischer als andere Haare, somit empfiehlt sich ein gutes, starkes Haarspray“, so Friseur Thomas Kemper. Auch spezielle Pflegeprodukte, die einen Gelbstich neutralisieren, sind laut dem Haarexperten sinnvoll: „Graues Haar hat oftmals einen Gelbschimmer, da die vorhandenen dunklen Haare in der Sonne aufgehellt werden und blondes Haar neben weißem Haar dann gelb wirkt. Um dem entgegenzuwirken, empfehlen sich Shampoos mit Blau- oder Lilaanteilen.“
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