Allergiker-Kosmetik

Die richtige Gesichtspflege für Allergiker

Heuschnupfen lindern | © SHUTTERSTOCK | ALKIMSON
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Diese Beauty-Produkte helfen bei Heuschnupfen & Co.

Mit der passenden Kosmetik können Heuschnupfen-Geplagte vorsorgen und Symptome lindern: Wir zeigen die besten Cremes und Reinigungsprodukte für Allergiker.

Etwa zwölf Millionen Deutsche leiden jeden Frühling aufs Neue an Heuschnupfen: Die Pollensaison sorgt für Niesattacken, ein Jucken im Rachen und tränende Augen, sobald der Blütenstaub durch die Luft fliegt. Dabei gelangen Pollen nicht nur über die Schleimhäute in unseren Körper: „Bei einer geschädigten Hautschutzbarriere schaffen sie es auch, über die Haarfollikel bis zu den Immunzellen der Haut zu gelangen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Lademann, Leiter der Forschungsgruppe Hautphysiologie von der Berliner Charité. „Die sogenannten Langerhans-Zellen sind für die Abwehrreaktion verantwortlich. Innerhalb weniger Minuten werden große Mengen des Botenstoffs Histamin freigesetzt. Das setzt bei Pollen-Überempfindlichkeit eine Abwehrlawine in Gang, und es kommt zu Juckreiz und Irritationen.“

Kosmetik als Pollenschutz bei Heuschnupfen

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, das Eindringen der Pollen über die Haarfollikel (eine Art Schutzhülle der Haarwurzel, die das Haar in der Haut verankert) zu verhindern, hat Professor Lademann in einer Studie den Einfluss von Körperlotionen auf die Pollenpenetration untersucht. Das Ergebnis seiner Studie macht Hoffnung: „Die Kombination bestimmter filmbildender Stoffe bietet einen physikalischen Schutz. Wichtig ist dabei die Textur, sie darf nicht komplett einziehen, sondern muss die Haarfollikel auskleiden und den Pollen so den Weg in den Körper verbauen.“ An dieser Aufgabenstellung arbeiten Kosmetik- Unternehmen schon seit Längerem – mit guten Ergebnissen.

Allergene aussperren

Die Produktlinie „pH5 Hautschutz“ von Eucerin ist die erste Pflege mit nachgewiesenem Pollenschutz. Die Fettphase der Cremeformulierung legt sich wie ein Film auf die Haut. „Durch die Behandlung mit unserer lipidreichen ‚pH5 Hautschutz Lotion F‘ kann die Menge der von den Langerhans-Zellen aufgenommenen Pollenallergene deutlich reduziert werden“, erklärt Dr. Simone Presto, die als wissenschaftliche Expertin für Eucerin arbeitet. „Im Schnitt können nur noch zehn Prozent der Pollen über die Haarfollikel in die Haut eindringen.“ Eine Nachricht, die Pollenallergiker aufatmen lässt.

Pollen ade: Porentief reinigen

Mikrofasertücher ziehen Pollen-Eindringlinge magisch an und entfernen sie ganz ohne chemische Reinigungssubstanzen, die die Haut zusätzlich reizen können. Wer es lieber schaumig mag, kommt mit einem seifenfreien Syndet oft am besten klar. Wichtig: möglichst wenig rubbeln und reiben, denn das treibt die Pollen noch tiefer in die Haut. Einmal pro Woche helfen Stripes mit Porenbefreiern wie Aktivkohle, Tonerde und Meeresschlamm, die Haut zu klären. Auch unsere Kopfhaut bietet mit über 300 Haarfollikeln pro Quadratzentimeter den Pollen besonders viele Angriffsmöglichkeiten. Was sie schützt, sind spezielle Pflegefluids mit beruhigenden Pflanzenölen.

Lotuseffekt gegen Heuschnupfen

Eine weitere Möglichkeit, Allergenen weniger Chance zu geben, bieten Cremes mit sogenanntem „Lotuseffekt“. Die in Asien und Australien beheimatete Lotuspflanze schützt sich selbst vor Feinstaub und anderen Eindringlingen: Auf ihrer Blattoberfläche liegt eine Wachsschicht mit winzigen, nur wenige Mikrometer dicken Noppen. Wasser und Schmutz perlen daran einfach ab. Kosmetikhersteller haben Pflegetexturen entwickelt, die den Effekt nachahmen. Ist darin ein aktiver Mikroorganismus aus Plankton eingebettet, kann das die Widerstandskraft sensibler Haut zusätzlich regenerieren. Wendet man Masken mit Lotuseffekt morgens an, können sie die Anlagerung von Feinstaub und zum Teil auch von Pollen den ganzen Tag über verhindern.

pH-Wert regulieren

„Umwelteinflüsse und auch innerer Stress verändern die Hautbarriere und mindern ihre Widerstandskraft“, sagt die Kosmetologin Dr. Sabine Gütt. Auf der Suche nach neuen Lösungen, die Abwehrkraft zu stabilisieren, hat die Kosmetik-Forschung den Säureschutzmantel wiederentdeckt. Dieser durch die Schweiß- und Talgdrüsen gebildete Film puffert die Haut gegen schädliche Eindringlinge ab, verhindert Irritationen und schützt vor Feuchtigkeitsverlust. „Jahrzehntelang sind wir davon ausgegangen, dass der gesunde pH-Wert der Haut 5,5 beträgt“, so die Hamburger Kosmetik- Expertin Dr. Gütt. „Neue Studien zeigen aber, dass der Idealwert bei 4,8 liegt, also viel saurer ist. In diesem Bereich kann die Haut ihre Schutz- und Reparatur-Aufgaben am besten erledigen.“ Tatsächlich liegt unser pH-Wert leider weit über seinem Idealwert. Laut Dr. Gütt liegt das daran, dass wir zu wenig an der frischen Luft sind, nicht genug schwitzen und unsere Haut mit kalkhaltigem, basischem Leitungswasser reinigen. Dadurch wird der saure Mantel löchrig und die Haut verliert an Feuchtigkeit. Dagegen helfen kann ein gutes pH-Management mit Seren, Cremes und Tonern, die den pH-Wert der Haut senken.

Allergie: Abwehrkräfte stärken

Genau wie der Körper besitzt auch die Haut ihr eigenes Abwehrsystem. Es springt an, sobald es – wie im Fall von Pollen – herausgefordert wird. Die Langerhans-Zellen, die in der oberen Hautschicht sitzen, sind die Türsteher. Sie tun alles, um unerwünschte Besucher fernzuhalten. Sind sie von zu vielen Schadstoffen überfordert, kommt es zu Tumulten und die Haut reagiert gestresst. Extrakte aus Ginkgoblättern, wildem Thymian und japanischem Shiso (auch Sesamblatt genannt) stärken die Abwehrkräfte. Ein anderer Verteidigungs-Experte ist Süßholzwurzel, deren Extrakt besonders allergiegefährdete Haut beschützt.

Verbesserte Hautschutzbarriere gegen Heuschnupfen

Eine intakte, stabile Hautbarriere wirkt wie ein Schutzpanzer gegen Allergene. Sie besteht aus Hornzellen, die wie eine Mauer aufgeschichtet sind und durch Fette zusammengehalten werden. Auf ihr liegt der Säureschutzmantel, ein feiner Film aus Talg und Schweiß, der die Barriere gegen Schadstoffe perfekt macht. Bei empfindlicher und trockener Haut ist die Barriereschicht geschwächt und kann deshalb brüchig werden. Entstehen erst mal Lücken, können die Pollen besonders leicht eindringen. Extrakte der Echinaceawurzel wie auch Linolsäuren können die Lücken wieder schließen. Ganz neu aus Korea kommt die barrierestärkende Pflege Dr. Jart+ mit neuartigen Ceramiden. Das sind winzige Fettbausteine in unserer Haut, die wie der Mörtel einer Mauer die Hornzellen miteinander verbinden. Der koreanische Dermatologe Dr. Sung Jae Jung will die hautidentischen Ceramide so beschichtet haben, dass sie Lücken in der Hautbarriere aufspüren und füllen können.

Auf Hafer setzen

Schon seit der Antike ist das Getreide für seine medizinischen Eigenschaften bekannt. Im Mittelalter wurden Haferkörner gemahlen und bei Hautausschlägen zur Linderung als breiartige Umschläge aufgetragen. Seine aktiven Moleküle und feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften machen ihn für die moderne Kosmetik interessant. Intensiv wird er seit 30 Jahren von Pierre Fabre in Südfrankreich erforscht. Am besten haben sich Jungpflanzen im Alter von zehn bis zwölf Wochen erwiesen, da sie eine hohe Konzentration an entzündungshemmenden Saponinen und schützenden Flavonoiden enthalten, dafür aber keine irritierenden Proteine. In Cremes setzt der Haferextrakt die Reizschwelle von empfindlicher Haut hoch und stärkt sie so gegen Pollenattacken von außen.

Autorin: Susanne Faust