Wir wollen die Sonne spüren, uns von ihr wärmen lassen und braun werden. Was wir nicht wollen, sind Pigmentflecken, Falten oder ein Sonnenbrand. Wir haben die 13 gängigsten Sonnen-Mythen unter die Lupe genommen und aufgeklärt.
Das stimmt nicht. Bräune entsteht dadurch, dass die UV-Strahlen der Sonne die Pigmentzellen in der Haut anregen, als natürliche Schutzmaßnahme vor Verbrennungen den braunen Farbstoff Melanin zu bilden. Das passiert auch, wenn man eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor (LSF) 30 oder 50 benutzt. Denn selbst diese bieten keinen 100-prozentigen Schutz vor UV-Strahlen und lassen immer noch eine gewisse Menge durch. Das bedeutet, mit Sonnenschutz baut sich die natürliche Bräune nur etwas langsamer und damit schonender auf. Dafür kann man länger in der Sonne bleiben, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen – und damit das Hautkrebsrisiko zu erhöhen. Neu sind Sonnenschutzprodukte, die die Aminosäure Tyrosin enthalten. Sie regt die natürliche Melaninbildung an, wodurch die Bräunung der Haut beschleunigt wird.
Stimmt, aber nur, wenn man selbst bei Regenwetter immer LSF 50 auftragen würde. Denn um die Bildung von Vitamin D anzuregen, reicht es bereits, zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht und Arme für ein paar Minuten der frischen Luft auszusetzen – selbst wenn der Himmel bedeckt ist. „Zudem wiegt das Risiko, Hautkrebs zu bekommen, schwerer als die Gefahr, einen Vitamin-D-Mangel zu erleiden“, so Dr. Alexandra Ogilvie, Dermatologin aus München. „Denn Vitamin- D-Mangel kann mit entsprechenden Präparaten ausgeglichen werden. Bei einem fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebs aber gibt es oft keine Heilung mehr.“
Falsch. Wolken schützen kaum vor UV-Strahlung: Bis zu 90 Prozent können hindurchgelangen. Auch beim Baden und Schnorcheln heißt es aufpassen – denn ins Wasser dringen ebenfalls Sonnenstrahlen ein. In einem Meter Tiefe hat die UV-A-Strahlung noch 75 Prozent und die UV-B-Strahlung noch 50 Prozent ihrer ursprünglichen Stärke. Die nach wie vor verbreitete Meinung, im Schatten brauche man sich nicht einzucremen, ist ebenfalls unwahr, hier ist die Strahlenintensität immerhin noch halb so hoch. Deshalb gilt: Selbst wer nicht in die direkte Sonne geht, sollte sich unbedingt schützen.
Im Gegenteil: Abgesehen davon, dass die Haut in jedem Alter einen Sonnenbrand bekommen kann, wird sie mit den Jahren dünner, empfindlicher und neigt eher zu Pigmentflecken. Clevere Anti-Aging-Sonnenprodukte schützen sie mit einem hohen Lichtschutzfaktor und enthalten Wirkstoffe, die kollagenabbauende Enzyme in Schach halten, freie Radikale unschädlich machen und die Melaninproduktion in Balance halten. Pflegende Inhaltsstoffe wirken zudem gegen Fältchen und Austrocknung.
Definitiv nicht. Die Wirkung eines Sonnenschutzmittels hält nur für eine gewisse Zeit an. Spätestens nach zwei Stunden sollte nachgecremt werden, um die Filterleistung zu stabilisieren. Außerdem geht der Schutz durch Schwitzen, Sandpartikel oder das Tragen von Kleidung verloren. Praktisch sind neuartige Produkte, die sich sogar auf nasser Haut auftragen lassen. Hier sorgt die „Wet-Force-Technologie“ dafür, dass das Wasser an der Hautoberfläche verdrängt wird. Wichtig: Die maximal empfohlene Verweildauer in der Sonne wird durch erneutes Auftragen nicht verlängert, darum ist es wichtig, dass man von Anfang an einen höheren LSF verwendet.
Stimmt nicht. Denn der Sonne ist es vollkommen egal, ob man in der City herumbummelt, in einem Straßencafé sitzt, im Stadtpark spazieren geht, am Pool oder Strand liegt. Dermatologen empfehlen daher, Gesicht und Hände ab Ostern täglich zu schützen. Praktisch im Alltag sind Tagescremes und Foundations, die einen LSF von mindestens 20 enthalten. Bei T-Shirt-Wetter sollen sämtliche Körperteile, die gezeigt werden (Arme, Beine, Dekolleté), gut eingecremt werden.
Unsinn. Sonnenfilter sind heute so lichtstabil, dass auch die Creme vom letzten Sommer noch effektiv ist. Ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum schafft ebenfalls Klarheit: Ist dieses nicht überschritten, kann man das Sonnenschutzmittel bedenkenlos auftragen. Am besten überwintert die Creme, wenn sie kühl gelagert wird, zum Beispiel im Keller oder Kühlschrank. Folgende Merkmale lassen darauf schließen, dass ein Produkt nicht mehr in Ordnung ist: Der Geruch hat sich deutlich verändert, es setzt sich Öl oder Wasser ab oder der Inhalt ist verfärbt.
Richtig. Allerdings enthalten spezielle Sonnencremes für das Gesicht zusätzliche Pflegewirkstoffe wie zum Beispiel Hyaluronsäure oder Antioxidantien, die der Haut helfen, zellschädigende freie Radikale in Schach zu halten. Und: Das beliebte Sonnenöl (gibt’s inzwischen auch mit hohem LSF) könnte in die Augen kriechen und zu Irritationen führen.
Völlig falsch. „Sonnenbrand ist eine schwerwiegende Entzündung der Haut und Vorstufe von Hautkrebs“, so Prof. Dr. Schmid-Grendelmeier vom Universitätsspital in Zürich. „Der schwarze Hautkrebs, also das maligne Melanom, hat eine jährliche Steigerungsrate von sechs bis acht Prozent; damit ist der Hautkrebs insgesamt die häufigste Tumorart in Deutschland.“ Mittlerweile bietet jede gute dermatologische Praxis einen Hautkrebs-Check an. Ab 35 übernimmt die Krankenkasse alle zwei Jahre eine Untersuchung.
Theoretisch schon. Mit dem auf der Flasche angegebenen Lichtschutzfaktor lässt sich die persönliche Eigenschutzzeit – also die Zeit, bis sich die Haut ohne Sonnenschutz rötet – verlängern. Beträgt die Eigenschutzzeit zum Beispiel wie bei den meisten Mitteleuropäern 20 Minuten, kann man bei einem verwendeten LSF von 30 theoretisch 600 Minuten in der Sonne bleiben. Dermatologen empfehlen dennoch, maximal 75 Prozent der errechneten Zeit in Anspruch zu nehmen und insgesamt nur 50 Sonnenbäder pro Jahr zu nehmen (dazu zählen auch die zehn Minuten auf der Bank in der Mittagspause – leider).
Falsch. „Auch wenn die Haut bereits gebräunt ist, hat sie nur einen geringen Eigenschutz“, so Dr. Ogilvie. „Das bedeutet, dass sie immer noch einen Sonnenbrand bekommen kann. Allerdings kann man bei gebräunter Haut einen niedrigeren LSF verwenden, sollte aber auf keinen Fall auf Sonnenschutz verzichten.“ Generell ist wichtig, eine ausreichende Menge zu verwenden: Hautärzte empfehlen rund sechs Esslöffel pro Eincremen für den Körper und einen Teelöffel für das Gesicht.
Stimmt zwar, aber trotzdem sind UV-Strahlen eine ziemliche Strapaze für sie. Die Schuppenschicht wird rau, die Haare trocknen aus. Vor allem colorierte und graue Haare, die sowieso schon trockener sind, sollten entsprechend geschützt werden. Ideal sind – neben Hüten und Tüchern – Sonnensprays mit UV-Filtern für die Haare.
Definitiv nein. Die Geräte in Solarien arbeiten nämlich ausschließlich mit UV-A-Strahlen, die im Gegensatz zu UV-B-Strahlen die Produktion des schützenden Melanins nicht anregen – im Gegenteil: Sie strahlen ungehindert in tiefe Hautschichten und können dort die Zellen nachhaltig schädigen. Außerdem erhöhen UV-A-Strahlen das Risiko von Hautallergien. Studien zeigen zudem, dass die regelmäßige Nutzung einer Sonnenbank das Hautkrebsrisiko stark erhöht. In Australien sind deshalb kommerzielle Sonnenstudios verboten.