Kein Fruchtzucker, keine Laktose, kein Gluten: Nahrungsmittelunverträglichkeiten machen das tägliche Essen zur komplizierten Angelegenheit. Doch woran erkennen Sie Laktose-Intoleranz und Co.? DONNA gibt Ihnen alle wichtigen Infos.
Als Hauptspeise gefüllte Ravioli? Geht nicht, Sarah verträgt doch kein Weizengluten. Vielleicht etwas mit Garnelen? Ausgeschlossen, bei Hajos Meeresfrüchteallergie. Oder Hähnchen mediterran? Nur, wenn man auf Sellerie und Koriander verzichtet – wegen Michas Kreuzallergie. Nicht zu vergessen Tines Laktoseintoleranz, die man beim Dessert berücksichtigen muss … Den Freundeskreis zu bekochen kann komplizierter sein als eine Nahost-Friedensverhandlung: Bereits jeder fünfte Deutsche muss wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit auf bestimmte Zutaten verzichten.
Rumort es nach einem Glas Milch im Bauch, steckt oft eine Unverträglichkeit auf Milchzucker dahinter. Etwa jeder Siebte hat – unterschiedlich stark – mit dieser Verdauungsschwäche zu tun. Bei den Betroffenen produziert der Körper zu wenig von dem Enzym Laktase, das den Milchzucker verdaulich macht. Gelangt der allerdings komplett in den Dickdarm, wird er von den dort ansässigen Bakterien vergoren – und das löst Blähungen, Durchfall oder Bauchkrämpfe aus.
Wie erkennen? Ein Trinkversuch bringt die Stoffwechselerkrankung relativ zuverlässig ans Licht. Dabei verzichtet man zunächst mehrere Tage auf Milch, um dann ein Glas Wasser mit 50 bis 100 g Milchzucker (Drogerie) zu leeren. Ein anschließender Laktosetoleranz- bzw. H2-Atemtest beim Arzt bringt Gewissheit: Anhand spezieller Messwerte im Blut bzw. der Atemluft lässt sich erkennen, ob der Milchzucker verdaut wurde – oder eben nicht.
Was tun? Finden Sie heraus, ob Ihr Darm mit geringen Mengen Laktose noch klarkommt. Manche Betroffene vertragen bis zu 5 g Milchzucker prima. Das ist die Menge, die in einer kleinen Tasse Milch steckt. Auch Joghurt, Käse und Quark sind oft okay, weil die Laktose hier weitgehend vergoren ist. Eine praktische Lösung bieten Laktasepräparate aus der Drogerie (z. B. „Lactostop“, „Taxofit Lactase 3000“). Dabei bekommt der Körper das Enzym von außen zugeführt – und anschließend kann man Milchkaffee oder Eis ohne Reue wieder genießen.
Auch andere Zuckerarten, zum Beispiel Fruchtzucker, der in Obst oder Honig steckt, können Durchfall auslösen. Es ist ähnlich wie bei der Laktoseintoleranz. Der Zucker aus der Nahrung wird nur zum Teil vom Körper aufgenommen, ein Rest der Fructose wandert in den Dickdarm. Dort machen sich Bakterien der Darmflora über den unverdauten Zucker her. Die Gase und organischen Säuren, die dabei entstehen, lösen Blähungen oder sogar kolikartige Schmerzen aus.
Wie erkennen? Ein klassisches Anzeichen besteht darin, dass es nach dem Genuss von Obst im Bauch zwickt oder zu Durchfällen kommt. Besonders stark reagieren Betroffene auf Äpfel, Birnen, Feigen und Trockenfrüchte – denn die enthalten sehr viel natürliche Süße. Auch Honig oder mit Sorbit gesüßte Getränke und Konfitüren können Auslöser sein. Eine entsprechende Unverträglichkeit erkennt der Arzt per H2-Atemtest. Hierbei trinkt man eine Fructoselösung mit mindestens 30 g Fruchtzucker und pustet in ein Atemtestgerät, das Gärungsgase anzeigt.
Was tun? Auch hier gilt: Ausprobieren, was man gut verträgt. Selbst Leute, die empfindlich auf Fructose reagieren, tolerieren zumeist Mengen bis zu 1 g Fruchtzucker pro 100 g Obst. (Zur Orientierung: 100 g Apfel enthalten rund 6 g Fructose. Bei Paprika, Tomaten und Zucchini liegt der Wert bei 1 g oder weniger.) Tipp: Traubenzucker fördert den Transport von Fruchtzucker ins Blut. Bananen, Papayas oder Mandarinen weisen ein günstiges Verhältnis von Fruchtzucker und Traubenzucker auf – und sind daher für Betroffene ideal. Manche streuen auch einfach etwas Traubenzucker über fructosereiche Früchte. Achtung beim Kauf von Fertiglebensmitteln mit deklarierten Inhaltsstoffen wie Fructosesirup, Fruchtzucker, Fructose- Glucose-Sirup, Birnendicksaft, Inulin oder E 420.
Diese Unverträglichkeit betrifft vor allem Frauen: Rund 80 Prozent der Patienten sind weiblich und über 40 – weshalb Wissenschaftler vermuten, dass die Krankheit mit dem Östrogenrückgang zu tun hat. Hauptgrund ist aber, dass bei den Betroffenen das Histamin im Körper anflutet, sobald sie Lebensmittel essen, die davon viel enthalten. Das ist beispielsweise bei reifen Käsen, Salami, Sauerkraut, Wein und Backwaren mit Hefe der Fall. Bestimmte Sorten von Fisch oder Gemüse enthalten ebenfalls reichlich von diesem Eiweißabbau-Produkt. (Es wird auch im Körper selbst gebildet.) Kreist zu viel Histamin durchs Blut, kann sich das vielfältig bemerkbar machen: von Juckreiz und Quaddeln über Migräne, Magen-Darm-Probleme bis hin zu Asthma, Herzrasen und niedrigem Blutdruck.
Wie erkennen? Wer nach dem Verzehr der typischen verdächtigen Symptome verspürt, sollte aufmerksam werden. Die Probleme beginnen meist wenige Minuten bis zwei Stunden nach dem Essen und dauern bis zu einem halben Tag. Gewissheit bringt ein Provokationstest unter ärztlicher Kontrolle. Um die individuelle Toleranzschwelle für das Histamin herauszufinden, wird die Substanz in allmählich steigender Konzentration gegeben.
Was tun? In vielen Fällen reicht es schon, sich intelligent zu ernähren: zum Beispiel jungen statt reifen Käse zu kaufen, fangfrischen statt aufgetauten Fisch zu essen oder histaminreiches Gemüse wie Tomaten oder Spinat zu reduzieren. Als Faustregel gilt: Je frischer ein Lebensmittel ist, desto weniger Histamin steckt drin. Hält der Arzt es für ratsam, bezahlen die Kassen auch eine Ernährungsberatung.
Keine Pizza, kein Brot, keine Pasta – für immer! Für 2 Prozent der Bevölkerung, die mit Zöliakie kämpfen, ist lebenslange Diät angesagt. Sonst greift der Getreidebestandteil Gluten (der den Teig bindet) die Schleimhaut des Dünndarms an. Es kommt zu Durchfall und Stoffwechselentgleisungen. Vitamine und Mineralstoffe werden nicht mehr richtig aufgenommen, was sogar zu Mangelerscheinungen führen kann.
Wie erkennen? Oft hat man diese Mischform aus Allergie und Autoimmunerkrankung von Geburt an. Sie kann aber auch erst im Erwachsenenalter in Erscheinung treten. In diesem Fall sind die Symptome häufig nur schwach ausgeprägt oder schwer einzuordnen. Dazu gehören z. B. Blähungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, schmerzende Knochen oder Blutarmut. Umso wichtiger, dass der Arzt bei Verdacht einen Bluttest auf Antikörper bzw. eine Dünndarmbiopsie anordnet: Sind beide positiv, ist die Sache eindeutig.
Was tun? Glutenhaltige Backwaren meiden: Vorsicht bei Getreiden wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, aber auch bei Exoten wie Kamut und Emmer. Selbst in Wurstwaren, Light-Produkten, Soßen, Desserts und Konserven lassen sich Zusätze mit Gluten finden. Die Ernährungsumstellung ist mühsam, doch in den allermeisten Fällen beruhigt sich der geschädigte Darm wieder. Mittlerweile müssen Lebensmittelhersteller auf der Verpackung angeben, ob in ihrem Produkt Gluten steckt. Auch viele Restaurants bieten inzwischen glutenfreie Gerichte an.
Gelegentlich gerät ein Immunsystem auf Irrwege. Dann hält es harmlose Eiweiße aus Nüssen, Sellerie, Soja oder Fisch für bedrohliche Eindringlinge und aktiviert die körpereigene Abwehr. Es kommt zur Bildung von Antikörpern, die wiederum Hautjucken, Quaddeln oder Husten auslösen – typische Anzeichen einer Nahrungsmittelallergie. Klassische Allergien gegen Hühnerei oder Milcheiweiß treten vor allem bei Kleinkindern auf. Bei Erwachsenen dagegen überwiegen Unverträglichkeiten aufgrund von allergischen Kreuzreaktionen. Das trifft beispielsweise Pollenallergiker, die keine Äpfel oder keinen Sellerie mehr vertragen, weil sich die Allergene in Blütenpollen und Lebensmitteln ähneln.
Wie erkennen? Wenn es nach dem Essen in Mund und Rachen juckt, das Schlucken schwerfällt oder Lippen und Kehlkopf anschwellen, sind das Warnzeichen. Auch eine Ausschlussdiät liefert Hinweise. Per Hauttest (Pricktest) ermittelt der Arzt die möglichen Allergieauslöser. Letzte Sicherheit für die Diagnose erbringt ein ärztlich überwachter Provokationstest.
Was tun? Vermeiden, was der Körper ablehnt. Werden gleich drei, vier oder noch mehr Komponenten im Essen nicht vertragen, kann so eine Diät rasch einseitig werden. In diesen Fällen hilft eine professionelle Ernährungsberatung, gesündere Alternativen zu finden.