Ausgelaugt, übermüdet, überfordert – das kennt fast jeder. Doch wenn die Symptome Überhand nehmen, könnte ein Burnout im Anflug sein. Meist schleichen sich die ersten Anzeichen des sogenannten „Ausgebranntseins“ langsam ein. So erkennen Sie sie frühzeitig!
Das Gefühl der totalen Erschöpfung ist keine reine Manager-Krankheit, sondern kann die verschiedensten Menschen ereilen – Frauen, Männer, Alleinerziehende, Prominente, sogar Kinder und noch viele mehr. Allen ist eins gemein: Sie stehen unter großem psychischen Druck, sei es durch familiäre und berufliche Probleme, die eigenen Anforderungen nach mehr Leistung oder durch permanenten Zeitdruck. Eine ungesunde Lebensweise unterstützt den Prozess des physischen und psychischen Ausbrennens, man fühlt sich wie in einem Hamsterrad.
Meist sind es die Menschen in der näheren Umgebung, die die Veränderungen zuerst bemerken. Familie, Partner, Freunde und Kollegen fällt auf, dass der Betroffene immer gestresster und ungeduldiger wird sowie schwerer „Nein“ sagen kann. Eine offene Ansprache kann oft helfen, das Problem frühzeitig in den Griff zu bekommen. Doch was sind die ersten Anzeichen, wie ist der Verlauf, und wie kann man einen Burnout therapieren oder ihm sogar vorbeugen? Hier einige Tipps!
Medizinisch gesehen ist ein Burnout eine Störung des vegetativen Nervensystems, also das ungesunde Ungleichgewicht des Leistungsnervs (Sympathikus) und Ruhenervs (Parasympathikus). Doch eine eindeutige Antwort, was ein Burnout ist, gibt es eigentlich nicht. Auch keinen offiziellen eigenständigen Eintrag im Internationalen Diagnoseschlüssel (ICD-10). Einig sind sich Fachleute, dass es sich um einen chronischen körperlichen und emotionalen Erschöpfungszustand handelt, Mediziner ordnen die Symptome sogenannten Anpassungsstörungen oder Depressionen zu, oft spricht man bei einem Burnout deswegen von einer „Erschöpfungsdepression“.
Es gibt auch zahlreiche körperliche Ursachen für Erschöpfungszustände, wie Blutarmut, Schilddrüsenunterfunktion oder Herz- und Nierenschwäche. Auch psychisch können neben einer Depression andere Erkrankungen wie eine posttraumatische Belastungsstörung, Chronic-Fatigue-Syndrom oder Essstörungen sowie Alkoholismus eine Rolle spielen. Ganz wichtig: Sprechen Sie bei vorliegenden Symptomen mit einem Arzt, der eine umfangreiche körperliche, psychologische sowie laborchemische Untersuchung – und damit eine passende Therapie – in die Wege leiten kann.
Da die Symptome vielschichtig sind, ist es schwer, sie der Erkrankung zuzuordnen. In den 70er-Jahren widmete sich der selbst ausgebrannte Psychotherapeut Herbert Freudenberg in New York intensiv dem Thema und prägte auch den Begriff des Burnouts. Seitdem wurden viele Modelle über die Anzeichen und den Verlauf eines Burnouts verfasst, doch egal ob Freudenberg, Geiger oder Fabach – alle sind sich einig, dass das Zusammenspiel von fünf psychischen und physischen Beschwerden typische Burnout-Symptome sind:
Überforderung, Ratlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und ein ansteigender Stresspegel sind psychische Anzeichen für einen Burnout, die zwangsläufig zu körperlichen Beschwerden führen. Der seelische Erschöpfungszustand sorgt auch für gehetztes, aggressives Verhalten – ein „Abschalten“ vom Alltag scheint nicht mehr möglich zu sein. Dass das Sexualleben, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit darunter leiden, ist nachvollziehbar. Das Hamsterrad lässt jedoch keine ausreichenden Ruhephasen zu, die gerade beim Burnout nötig sind. Stattdessen greifen viele Betroffene auf Medikamente und Alkohol zurück, um sich aufzuputschen oder zu beruhigen.
Als erstes körperliches Symptom tritt meist eine chronische Müdigkeit auf, Schlafstörungen sind eher Alltag als Ausnahme. Auch Kopfschmerzen, Schwindel, Zittern, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Herzrasen, Atemnot, häufig auftretende Infektionskrankheiten und chronische Rückenschmerzen machen den Betroffenen zu schaffen. Da der Gang zum Arzt meist keine eindeutigen Ursachen für die Probleme erkennen lässt, befeuert das wiederum die psychischen Beeinträchtigungen.
Langsam verändert sich auch das Verhalten gegenüber den Mitmenschen: Langsam verändert sich auch das Verhalten gegenüber den Mitmenschen: Ironie, Zynismus und Sarkasmus treten immer häufiger – als ungesundes Ventil für die Belastung – unerwünscht auf. Zudem sorgt dieses Verhalten für eine emotionale Distanz, die der Betroffene als entlastend empfindet, aber auch das nächste Burnout-Symptom beflügelt.
Da das Umfeld zunehmend als Belastung empfunden wird und niemand sehen soll, wie man leidet, kommt es automatisch zu einem sozialen Rückzug. Man lebt nur noch für seine Arbeit, weil man funktionieren muss – die Familie und der Freundeskreis bekommen das zu spüren. Auch der Partner, Sex steht ganz unten auf der Tagesordnung. Doch Betroffene wollen keine engen Kontakte mehr, da sie sich ertappt und alleine fühlen.
Letztendlich ändern sich auch die persönlichen Werte: Waren Familie und Freunde sonst oberste Priorität, rücken Leistungsaspekte in den Vordergrund. Wichtiger ist es dann, dass man „schafft“, das Arbeiten „schnell, unbedingt und immer“ erledigt werden, man spricht dabei auch von einer „inneren Kündigung“. Die eigenen Bedürfnisse sind dem vollem Terminkalender und der To-Do-Liste absolut unterlegen.
ADHS bei Erwachsenen: Symptome erkennen und richtig behandeln
Die Ursachen für die absolute Erschöpfung sind fast so vielfältig wie die Symptome. Es gibt innere und äußere Faktoren, die einen Burnout begünstigen. Und wie bereits erwähnt, trifft es dabei nicht nur Manager. Auch Monotonie, Einsamkeit und privater „arbeitsbezogener Stress“, wie die Pflege eines Angehörigen, zählen zu den Auslösern.
Zu den inneren Faktoren zählen zu hohe Erwartungen an sich selbst, ein selbst-torpedierender Perfektionismus und ein Overcommitment – die Bereitschaft, sich bis aufs äußerste für eine Sache zu verausgaben. Dabei streben Betroffene oft nach Anerkennung und haben gleichzeitig ein starkes Harmoniebedürfnis, ein gemindertes Selbstwertgefühl und das Problem auch mal „Nein“ zu sagen befeuern den Burnout.
Doch auch äußere Faktoren sind schwerwiegende Ursachen für das Ausgebranntsein: Zeit- und Leistungsdruck, schlechte Teamarbeit bis hin zum Mobbing und unbefriedigende Kommunikation sowie Anerkennung für Leistungen können Trigger sein. Wenn Betroffene zusätzlich keinen Rückhalt und Unterstützung von Freunden, Familie oder Kollegen bekommen, wird es schwer.
Die Kombination beider Faktoren intensiviert und fördert den Ausbruch eines Burnouts. Die eigenen Ansprüche und die verfügbaren Möglichkeiten für die eigenen Träume und Ziele stehen im Alltag im Widerspruch.
Traurig, aber wahr: Auch Kinder können bereits am Burnout leiden. Die Studie „Burnout im Kinderzimmer: Wie gestresst sind unsere Kinder und Jugendlichen in Deutschland?“ der Universität Bielefeld belegt, das fast jedes sechste Kind und jeder fünfte Jugendliche einem zu hohen Stresspegel unterliegt. Vor allem Versagensängsten machen den Kleineren zu schaffen, da sie denken, ihre Eltern zu enttäuschen. Nicht nur die Anzahl an Terminen wie Sport-, Musik- und Sprachunterricht nach der Schule belasten sie, sondern auch, dass sie glauben, kein Mitspracherecht zu haben – und das „Zusatzprogramm“ zwangsläufig als Belastung und Zwang empfunden wird. Liebe, Förderung und Überbeanspruchung gehen dabei Hand in Hand. Das Wichtigste: Kommunikation.
Falls die Gefahr besteht, in eine schwere Depression abzugleiten, sind Psychotherapie und Medikamente fast unabdingbar. Ärzte und Psychotherapeuten können bei einem schwerem Burnout die geeigneten Maßnahmen veranlassen. Doch bevor es zum „Notfall“ kommt, kann man selbst einiges unternehmen, um einem Burnout entgegenzuwirken oder sogar vorzubeugen.
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