Couperose trifft Frauen öfter als Männer und vor allem ab 40plus. Die gute Nachricht: Inzwischen gibt es so wirksame Behandlungsmöglichkeiten, dass wir nicht mehr täglich rot (aus-)sehen müssen. DONNA erklärt, wie die Hautkrankheit entsteht und welche neuen Methoden gegen die dauerhaften Rötungen helfen.
Rosige Frische, das klingt attraktiv und unbedingt positiv. Doch wenn Wangen, Nase und Kinn dauerhaft aussehen, als wäre man gerade einen Marathon gelaufen, findet man das weniger schön. Unter sichtbaren roten Äderchen, in der Fachsprache Couperose (oder Teleangiektasien) genannt, leiden Frauen meist jenseits der 40. Helle Typen trifft es dabei öfter als stärker pigmentierte.
Die Hauptursache für Couperose ist eine vererbte Bindegewebsschwäche, durch die die feinen Blutgefäße im Gesicht ihre Stütze verlieren. Statt sich immer automatisch zusammenzuziehen, bleiben die Gefäße öfter erweitert und als feine rote Linien an der Hautoberfläche sichtbar. Sonnenlicht, Kälte, ein hoher Blutdruck oder Hormon-Schwankungen triggern das Problem. Und weil mit den Jahren das Unterhautfettgewebe abnimmt, schimmern die Äderchen immer stärker durch.
Die meisten Experten stufen die Couperose heute als Vorstufe bzw. als Frühstadium der Hautkrankheit Rosazea ein. Wichtig: Jede Rosazea beginnt mit erweiterten Äderchen, aber nicht aus jeder Couperose muss sich eine Rosazea entwickeln!
Kennzeichen der Couperose sind mehr oder weniger ausgeprägte rote Äderchen auf Nase und Wangen, die anfangs wieder verschwinden, sich aber irgendwann dauerhaft zeigen.
Bei einer Rosazea kommt es neben den Äderchen oft zu einer spontanen Hautröte – Flushing genannt. Neben Nase und Wangen ist meist auch die Stirn betroffen. Typisch sind auch Eiterbläschen oder Hautknötchen, die einer Akne ähneln, allerdings keine Narben hinterlassen. Jucken, Brennen oder Stechen sind keine Seltenheit.
In einem fortgeschrittenen Stadium können auch (hauptsächlich bei männlichen Patienten) Hautwucherungen an Nase, Wangen, Kinn, zwischen den Augenbrauen oder an den Ohren entstehen. Zwei bis fünf Prozent aller Menschen sind von dieser nicht heilbaren Hautkrankheit betroffen.
Neueste Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Magen-DarmTrakt einen viel größeren Einfluss auf die Äderchen hat als bisher vermutet. Ist er gereizt, gerät auch die Haut außer Rand und Band. Eigentlich kein Wunder, werden doch beide über das vegetative Nervensystem gesteuert. „Zu viel Rohkost führt beispielsweise zu Gärungsprozessen, bei denen Giftstoffe entstehen. Diese attackieren die Darmwand und machen sie durchlässiger. Darunter leidet die Haut“, sagt Dr. Marion Runnebaum, Dermatologin aus Jena.
Ähnliches passiert nach einer Antibiotika-Einnahme, wenn „gute“ Darmbakterien mit vernichtet werden. „Auch ein Übermaß an falschen Keimen, speziell im Dünndarm, kann zu Couperose führen“, erklärt die Dermatologin Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann, Autorin des Buchs „Schön mit Darm“.
Wieder ins Gleichgewicht bringen lässt sich eine gestörte Darmflora mit sogenannten Synbiotika. Das sind Mischungen aus Probiotika (wichtige Darmbakterien) sowie Präbiotika (Futter für diese Bakterien), meist in Pulver- oder Tablettenform. Vier bis sechs Wochen sollte so eine Bakterien-Kur dauern.
Aber auch öber die Ernährung künnen wir dem Teint gezielt helfen: Kefir, Sauerkraut, Kimchi, Kombucha, saure Gurken und einige Naturjoghurts enthalten Probiotika; Präbiotika finden sich in Gemüse wie Chicorée, Schwarzwurzel, Knoblauch, Zwiebeln, Lauch oder Topinambur.
Bei Cremes & Co. mag es Couperose-Haut vor allem sanft, feuchtigkeitsspendend und fettarm. Dr. Runnebaum: „Öle können die Haut zu sehr abdichten, sodass sich das Gewebe erhitzt und die Durchblutung zusätzlich angeregt wird.“ Spezielle Couperose-Cremes, -Lotionen und -Reinigungen enthalten sowohl beruhigende Inhaltsstoffe wie Thermalwasser, Algenextrakte und Panthenol als auch gefäßstärkende Substanzen wie Extrakte aus Mäusedorn, Weinreben oder Steinklee.
Zusätzlich stecken in einigen Produkten grüne Pigmente, die die Rötungen optisch kaschieren. Ein No-Go ist alles, was die Durchblutung pusht, etwa ätherische Öle, synthetische Duftstoffe, Peelings und Gesichtsreinigungen mit Bürstchen. Auch auf „reizende“ Inhaltsstoffe wie Urea, Fruchtsäuren oder Retinol sollte man besser verzichten. Sauna, Dampfbäder, heißes Wasser und pralle Sonne wirken ebenfalls kontraproduktiv.
Ein echter Geheimtipp ist die Sobye-Massage, die der dänische Hautarzt Paul Sobye bereits in den 1940er-Jahren entwickelt hat. Sie stärkt die Gefäße und bringt Rötungen und Schwellungen zum Abklingen. So geht’s: das Gesicht eincremen und die Fingerkuppen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger beider Hände auf der Stirnmitte ansetzen. Diese Partie in kreisenden Bewegungen in einem Durchmesser von rund drei Zentimetern mit unterschiedlichem Druck etwa 20 Sekunden massieren. Dabei die Haut nicht zu stark verschieben. Von der Stirn zu den Schläfen weiterarbeiten und zu Nasenwurzel, -rücken, -flügel und der Nasolabialfalte übergehen, bevor Wangenpartie und Kinn an der Reihe sind.
Keine Bange, wenn die Haut danach stark gerötet ist. Das verschwindet nach spätestens einer Stunde wieder. Am besten dreimal pro Woche durchführen, bei stärkeren Rötungen auch täglich. Wichtig: Lassen Sie sich die Massage-Technik am Anfang von einer medizinischen Kosmetikerin zeigen. So können Sie garantiert nichts falsch machen.
Bei stark ausgeprägter Couperose, Schwellungen und Pickelchen sollte man einen Hautarzt aufsuchen. Verschreibungspflichtige Cremes mit dem Antibiotikum Metronidazol oder das antibakteriell wirkende Akne-Mittel Azelainsäure helfen besonders gegen Rötungen, die mit Entzündungen einhergehen. Der Dermatologe kann auch erkennen, ob sich die Couperose zu einer Rosazea entwickelt hat (siehe unten) und die speziell erforderlichen Medikamente verschreiben.
Eine deutliche optische Verbesserung können Behandlungen mit dem sogenannten Nd-YAG-Laser VersaPulse oder der IPL-Blitzlampe bewirken: Die Lichtenergie zielt auf den roten Blutfarbstoff in den Äderchen und verödet die Gefäßenden. Je nach Lebensgewohnheiten und Veranlagung bleiben die Äderchen für rund ein Jahr verschwunden, dann kann man nachlasern.
Eine ganz neue Instant-Waffe ist der Wirkstoff Brimonidin. In Haut-Gels oder -Cremes enthalten, hat er eine gefäßverengende Wirkung und macht die roten Äderchen so temporär unsichtbar. Der „Schneewittchen-Effekt“ tritt nach 30 Minuten ein und hält rund zwölf Stunden an. Vorsicht: Die Haut kann nach der Anwendung extrem blass aussehen. Außerdem wird, ähnlich wie bei abschwellend wirkendem Nasenspray, von einer regelmäßigen Anwendung unbedingt abgeraten.