Wer sich eine Nagelpilzerkrankung eingefangen hat, sollte schnellstmöglich etwas dagegen unternehmen – ansonsten kann die Infektion sich auf benachbarte Finger- oder Fußnägel ausbreiten. Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und ob man Nagelpilz auch mit Hausmitteln wie Apfelessig loswird, lesen Sie hier.
Nagelpilz, medizinisch auch Onychomykose oder Nagelmykose genannt, ist eine weit verbreitete Erkrankung, die weit mehr als nur ein kosmetisches Problem ist. Denn wird die Pilzinfektion nicht behandelt, kann sie schnell benachbarte Zehen- oder Fingernägel und sogar die Haut infizieren. Umso wichtiger ist es, den Pilzbefall bereits im Anfangsstadium zu behandeln und die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Die Ursache für Nagelpilz sind meist Fadenpilze (Dermatophyten), Hefe- oder Schimmelpilze, die sich von der Hornsubstanz der Finger- und Fußnägel ernähren. Im Nagelbettbereich oder den Zehenzwischenräumen finden diese Pilzerreger, die neben dem Nagelbaustoff Keratin auch Wärme und Feuchtigkeit lieben, ideale Lebensbedingungen vor. Wird ein Nagel von Pilz befallen, zerstört dieser sukzessive die Keratinschicht. Dadurch entstehen winzige, luftgefüllte Hohlräume in der Nagelplatte und sie beginnt sich aufzulösen. Besonders hoch ist das Risiko für eine Nagelpilzinfektion unter anderem in öffentlichen Schwimmbädern, Saunen oder Umkleidekabinen – das feuchte Milieu bietet einen idealen Nährboden für die Pilzerreger. Bei einem geschwächten Immunsystem, einer vorherigen Pilzerkrankung wie Fußpilz sowie bei Verletzungen des Nagelbettes ist die Wahrscheinlichkeit höher, sich einen Nagelpilz einzufangen.
Erste Warnzeichen sind unter anderem weiße Flecken oder Streifen auf der Nageloberfläche. Durch die Pilzinfektion erscheinen die Nägel an den Händen oder Füßen glanzlos und zeigen gelbliche bis bräunliche Verfärbungen, raue Stellen, Brüchigkeit oder Risse. Auch eine Verdickung der Nagelplatte und das Absplittern einzelner Nagelschichten können Anzeichen für einen Pilzbefall sein. Am häufigsten sind übrigens die Fußnägel von Nagelpilz betroffen, insbesondere die großen Zehen.
Zwar wird Nagelpilz von denselben Erregern wie Fußpilz verursacht, es dauert aber deutlich länger, bis man ihn wieder loswird. Der Grund: Die Infektion ist erst dann „ausgeheilt“, wenn der betroffene Teil des Nagels komplett herausgewachsen ist. Und das dauert: Die Fingernägel wachsen im Schnitt zwei Millimeter, die Zehennägel nur etwa einen Millimeter pro Monat. Das vollständige Ausheilen einer Pilzinfektion der Fingernägel nimmt also rund ein halbes Jahr in Anspruch, bei den Fußnägeln kann es sogar bis zu zwölf Monate dauern.
Welche Therapiemethode für die Nagelpilzerkrankung sinnvoll ist, klären Sie am besten mit Ihrem Hausarzt ab. Denn die Pilzinfektion sollte so schnell wie möglich medizinisch behandelt werden, damit sie sich nicht ungehindet im gesamten Nagel sowie auf andere Nägel ausbreiten kann und dann im schlimmsten Fall die komplette Nagelplatte zerstört.
Bei der Behandlung von Nagelpilz unterscheidet man innerliche und äußerlicheBehandlungsmethoden mit unterschiedlichen Antimykotika, also Medikamenten mit Wirkstoffen, die Pilze gezielt abtöten oder deren Wachstum hemmen.
Äußerlich kommen antimykotische, also gegen Pilze wirkende Nagellacke, Cremes, Tinkturen oder Salben zum Einsatz, die regelmäßig auf die befallenen Nägel aufgetragen werden. Innerlich lässt sich eine Nagelmykose mit Medikamenten bekämpfen, die über den Blutkreislauf gegen die Pilzerreger wirken.
Medikamente gegen Nagelpilz lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Fungistatische Mittel hindern den Pilz am Wachstum, töten ihn aber nicht ab. Fungizide Wirkstoffe hingegen töten die Pilzerreger und -sporen ab.
Im Anfangsstadium lässt sich die Nagelpilzinfektion in der Regel mit äußerlichen Behandlungsmethoden in den Griff bekommen. Falls bereits über die Hälfte der Nagelplatte befallen ist oder der Pilz sich auf drei oder mehr Nägel ausgebreitet hat, sollten die antimykotischen Wirkstoffe zusätzlich über Tabletten oder Kapseln eingenommen werden.
Egal welche Nagelpilzbehandlung in Ihrem Fall sinnvoll ist: Vergessen Sie nicht, auch Ihre Schuhe mitzubehandeln, sprich mit einem speziellen Schuhspray zur Bekämpfung von Fuß- und Nagelpilzerregern zu desinfizieren. Denn das feuchtwarme Milieu im Inneren von Turnschuhen, Winterstiefeln und Co. bietet den Pilzen optimale Lebensbedingungen – und Sie riskieren, sich beim nächsten Hineinschlüpfen aufs Neue mit den Erregern zu infizieren. Darüber hinaus sollten Sie Socken, Handtücher, Badematten und andere Textilien, die mit den infizierten Nägeln in Kontakt gekommen sind, bei mindestens 60 Grad waschen, um Pilzerreger sowie Sporen zu beseitigen.
Unkompliziert und schnell in der Anwendung sind Anti-Pilz-Nagellacke mit pilztötenden und wachstumshemmenden Wirkstoffen wie Amorolfin oder Ciclopirox, die Sie rezeptfrei in jeder Apotheke bekommen. Wasserlösliche Lacke werden in der Regel einmal täglich auf die betroffenen Nägel aufgetragen, wasserfeste Lacke auf Acryl- oder Polyvinyl-Basis bleiben für mehrere Tage oder Wochen auf der Nageloberfläche und lassen sich nur mit Alkohol oder Nagellackentferner beseitigen. Möglich ist auch eine Kombinationstherapie mit einer Harnstoffsalbe, die das befallene Nagelgewebe auflöst, und einer Creme zur Pilzbekämpfung, die beispielsweise den antimykotischen Wirkstoff Bifonazol enthält. Zur äußerlichen Behandlung von Nagelpilz sind daneben rezeptfreie Anti-Pilz-Salben und Nagelpilz-Stifte erhältlich, die antibakteriell und entzündungshemmend wirken.
Bei fortgeschrittenem Pilzbefall an Finger- oder Zehennägeln verschreibt der Arzt zusätzlich zur äußerlichen Behandlung häufig Terbinafin- oder Itraconazol-Tabletten. Die antimykotischen Wirkstoffe erreichen die Nägel über die Blutbahn und lagern sich in das Nagelgewebe ein. Verschreibungspflichtige Antimykotika müssen in der Regel nicht länger als drei bis vier Monate eingenommen werden, um die Pilzinfektion erfolgreich zu beseitigen.
Eine Laserbehandlung ist eine weitere Option, um Nagelpilz zu bekämpfen. Die befallenen Nägel werden dabei mit Infrarotlicht oder UV-Licht bestrahlt, das die Pilze abtöten soll. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit der Lasertherapie gegen Nagelmykose allerdings nicht ausreichend belegt. Da die Behandlung zudem keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist, kann sie für Patienten schnell teuer werden.
Die chirurgische Nagelentfernung zur Behandlung von Nagelpilz gilt inzwischen als überholt. Denn der Eingriff ist nicht nur schmerzhaft, sondern birgt auch das Risiko, dass der neue Nagel deformiert nachwächst. Muss die Nagelplatte tatsächlich vollständig entfernt werden, kommen heute in der Regel Präparate mit hochdosiertem Harnstoff (Urea) zum Einsatz, die das Nagelgewebe schrittweise aufweichen und schließlich ablösen.
Wie bei vielen anderen Gesundheitsproblemen soll sich auch Nagelpilz mit natürlichen Mitteln in den Griff bekommen lassen. Laut Internetforen, Ratgeberbüchern und Co. bekämpfen unter anderem folgende Hausmittel die Pilzinfektion:
Apfelessig oder andere handelsübliche Essigsorten sollen den Pilzerregern durch ihre antibakterielle Wirkung den Garaus machen, zum Beispiel indem eine Essig-Wasser-Mischung täglich mehrfach auf die betroffenen Nägel aufgetragen wird oder mit Hand- bzw. Fußbädern.
Teebaumöl, aber auch Salbei- und Lavendelöl gelten als antimykotisch. Die ätherischen Öle sollen das Wachstum der Pilzsporen reduzieren, wenn man sie mit einem Wattestäbchen oder -pad mehrmals täglich auf die infizierten Nägel aufträgt.
Das in Zahnpasta enthaltene Fluor soll eine pilzabtötende Wirkung haben und die Rückbildung von Nagelpilz fördern, wenn man die betroffenen Stellen regelmäßig damit einreibt.
Ebenfalls ein beliebtes Hausmittel gegen Nagelpilz: Backpulver, das entweder nach dem Duschen auf die betroffenen Nägel gestreut oder mit Wasser zu einer Paste verrührt und auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird, um die Infektion auf natürliche Weise „auszutrocknen“.
Zwar versprechen Hausmittel gegen Nagelpilz, kostengünstig und chemiefrei zu sein, von einer Selbstmedikation ist aber trotzdem abzuraten. Denn anders als medizinische Nagellacke, Salben und Co. können die natürlichen Wirkstoffe nicht tief genug in die infizierte Nagelplatte eindringen. Zudem konnte die Wirksamkeit von Apfelessig, Zahnpasta und anderen gängigen Hausmitteln gegen Nagelpilz bislang nicht durch medizinische Studien bestätigt werden.
Wenn Sie sich einen Nagelpilz eingefangen haben, sollten Sie deshalb Ihren Hausarzt oder einen Dermatologen aufsuchen, der eine fachkundige Diagnose stellen und Sie zu einer geeigneten Behandlung mit einem Antimykotikum beraten kann. Wer auf eigene Faust mit Essig, Zahnpasta oder anderen Hausmitteln herumdoktort riskiert, dass die Nagelpilzinfektion sich verschlimmert und auf andere Nägel oder die umliegende Haut ausbreitet.