Oft werden bei einer Schilddrüsenunterfunktion nur die Symptome bekämpft, da diese nicht auf einen Mangel an Schilddrüsenhormonen zurückgeführt werden. Wir erklären Ihnen, welche Symptome auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten können.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, produziert das Organ unterhalb des Kehlkopfes nicht genügend Schilddrüsenhormone, die nicht nur unseren Stoffwechsel, sondern auch den Kreislauf, das psychische Wohlbefinden sowie das Wachstum beeinflussen. Aus Jod und Eiweiß wird das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) produziert, das wiederrum für die Bildung beziehungsweise Aktivierung des zweiten Hormons Triiodthyronin (T3) notwenig ist.
Selten ist eine Unterfunktion der Schilddrüse angeboren. Meist entsteht sie durch Schädigungen des Schilddrüsengewebes, was zum Beispiel durch eine Infektion geschehen kann. Auch fehlerhafte Regelzentren im Gehirn oder ein schwerer Jodmangel können dafür verantwortlich sein, dass es zu einer mangelnden Hormonproduktion kommt. Meist ist diese Krankheit nicht heilbar. Wenn sie erkannt wird, ist sie jedoch gut mit Tabletten in Schach zu halten. Und manchmal ist es nicht einmal die Schilddrüse selbst, die betroffen ist: Vorgänge im Körper, die die Umwandlung des gespeicherten T4 in das aktive T3 verhindern, führen ebenfalls zu Symptomen einer Schilddrüsenfunktion – auch wenn das Organ eigentlich genug Hormone produziert.
Doch woran erkennt man eine Schilddrüsenunterfunktion? Charakteristisch dafür ist ein langanhaltender und vor allem schleichender Verlauf. Wenn der Motor unseres Stoffwechsels nicht mehr ausreichend funktioniert, können zahlreiche Beschwerden eintreten. Dazu zählen zum Beispiel Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit bis hin zur depressiven Verstimmung, Muskelschwäche, Taubheitsgefühle, Gesichtsschwellungen, Haarausfall, brüchige Nägel, ein schwacher Kreislauf, Gewichtszunahme und erhöhte Blutfettwerte.
Eine Überprüfung des sogenannten TSH-Werts (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) hilft bei der Diagnostik der Erkrankung, doch auch weitere Werte und Untersuchungen sind für eine eindeutige Bestimmung wichtig. Denn es gibt viele Symptome, die nicht automatisch auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen, jedoch Anzeichen dafür sein können. Wir haben einige für Sie zusammengetragen.
Müdigkeit, Leistungsverminderung und Blässe sind oft die Folgen einer Blutarmut, auch Anämie genannt. Statt die Schilddrüse zu checken, setzen viele Mediziner auf die Bekämpfung des Symptoms und verschreiben Präparate gegen Eisenmangel. Dabei gibt es einige schilddrüsenbedingte Auslöser, so zum Beispiel ein Magensäuremangel. Auch die Beeinflussung anderer Hormone wie dem Progesteron, das im Falle einer Unterfunktion erschwert vom Körper aufgenommen wird, könnte eine Ursache sein. Und das kann zu einem Teufelskreis führen: Progesteronmangel kann verstärkte Monatsblutungen bedingen, was wiederum den Eisenmangel begünstigt.
Unter den eingeschränkten Stoffwechselvorgängen leidet auch der Darm, deshalb beklagen viele Betroffene chronische Verstopfungen. Die Darmflora wird geschädigt, die Schleimhäute sind angegriffen, was wiederrum zu weiteren Komplikationen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Entzündungen führen kann. Die Störung der Darmflora kann aber auch bedingen, dass bis zu 20 Prozent des inaktiven Schilddrüsenhormons T4, die Anteile im Darm, nicht in das aktive T3 umgewandelt werden. Obwohl die Schilddrüse die Hormone produziert, findet keine Umwandlung statt – dadurch kommt es auch bei funktionierendem Organ zu Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion.
Was haben Gallensteine mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu tun? Da das Organ auch für den Stoffwechsel in der Leber und Gallenblase verantwortlich ist, kann sich die letztgenannte vergrößern. Der Fluss der Gallenflüssigkeit wird gehemmt, was wiederum das Risiko der Bildung von Gallensteinen erhöht.
Beim Eingriff in den Glukosestoffwechsel leidet vor allem das Gehirn: Obwohl genug Blutzucker produziert wird, gelangt dieser nicht in die Zellen, eine chronische Unterzuckerung ist die Folge. Betroffene fühlen sich oft benommen, leiden unter Gereiztheit und Konzentrationsstörungen. Da es bei einer Schilddrüsenunterfunktion auch zu einer geringeren Fettverbrennung kommt, sinkt der Energiepegel – Antriebslosigkeit und Trägheit machen sich breit. Das beeinträchtigt wiederum unsere Psyche. Doch das ist nicht allein der Grund, warum depressive Verstimmungen bis hin zur Depression als Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten können: Der gestörte Stoffwechsel führt dazu, dass Hormone und Botenstoffe, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen, das Gehirn nicht erreichen.
Nein, Hitzewallungen treten nicht nur in den Wechseljahren auf, sondern auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion. Da durch die fehlenden Hormone der Stoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen wird – hier im Speziellen die Regelung der Körpertemperatur – fühlen sich viele Betroffene nicht nur oft überhitzt, sondern sind auch besonders kälteempfindlich.
Ein zu hoher Cholesterinspiegel und Übergewicht gehören zu den Volkskrankheiten der westlichen Welt. Doch es muss nicht immer ein schlechter Lebensstil ohne Bewegung und ausgewogene Ernährung sein, der diese Symptome hervorruft. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird nämlich auch der Fettstoffwechsel gesenkt, die Folgen sind bekannt: Die Cholesterin- und Triglyceridwerte steigen. Wenn mehr Fett gebildet als verbrannt wird, hilft es auch kaum, wenn man sich mit Diäten rumquält – Übergewicht ist häufig die Folge. Und da die Schilddrüse auch bestimmte Wachstumshormone für den Muskelaufbau reguliert, kann trotz sportlicher Aktivität sogar ein Abbau der Muskelmasse auftreten.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann es auch zu einer Verringerung des männlichen Sexualhormons Testosteron kommen – die Lust im Bett bleibt aus. Noch problematischer als der Libido-Verlust ist der reduzierte Stoffwechsel in den männlichen Hoden, der in weniger, unbeweglicheren und der Zunahme anormal geformter Spermien resultiert. Bei der Frau kann es durch den schilddrüsenbedingten Progesteronmangel nicht nur zu verstärkten Menstruationen kommen, sondern auch zum Ausbleiben des Eisprungs.
Magensäuremangel kann die Ursache einiger Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse sein. Mögliche Folgen sind etwa Vitamin- und Eisenmangel, die zu einer Anämie führen können; die gestörte Darmflora kann zum Beispiel chronische Verstopfungen bedingen – und auch Sodbrennen, Blähungen und Darmentzündungen werden häufig durch einen Magensäuremangel verursacht. Gerade Sodbrennen ist ein besonders weit verbreitetes Symptom. Oft werden Säureblocker verschrieben, an eine Schilddrüsenunterfunktion aber wird weniger gedacht. Dabei wird bei diesem Krankheitsbild das Hormon Gastrin, das die Magensäureproduktion ankurbelt, vermindert gebildet – die Verdauung gerät aus den Fugen, Sodbrennen ist die Folge.
Endometriose erkennen und richtig behandeln
Falls Sie jetzt denken: Oh mein Gott, ich habe eine Schilddrüsenfunktion – bitte einmal durchatmen. Die genannten, möglichen Symptome sind Begleiterscheinungen vieler Krankheiten und Beschwerden. Falls aber mehrfache Gänge zu Ärzten keine Linderung bei bestimmten Symptomen bringen, sprechen Sie den Arzt des Vertrauens noch einmal gezielt darauf an und erfragen Sie mögliche diagnostische Untersuchungen. Denn anstatt nur die Symptome zu bekämpfen, könnte es sich lohnen, gezielt auf eine Schilddrüsenunterfunktion mit geeigneten Methoden zu testen.
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