Menschen, die an Vitiligo erkrankt sind, leiden unter weißen Hautflecken am gesamten Körper. Wir erklären die Ursachen für die Weißfleckenkrankheit und zeigen, mit welchen Behandlungsmethoden Sie die Ausbreitung der Pigmentstörung frühzeitig aufhalten können.
Sommersprossen, kleine Hautflecken und ein blasser Teint im Winter: Kleine Veränderungen unserer Haut – etwa durch saisonal bedingte, längere oder kürzere Aufenthalte in der Sonne oder fortschreitendes Alter – sind normal. Wenn sich die Haut jedoch dauerhaft verfärbt und sich in Gesicht, an Armen und Beinen große weiße Flecken bilden, handelt es sich meist um eine Vitiligo-Erkrankung. DONNA erklärt, wie die Pigmentstörung ausgelöst wird und wie Sie die Weißfleckenkrankheit frühzeitig behandeln können.
Vitiligo, auch bekannt als Weißfleckenkrankheit, ist eine Autoimmunerkrankung, die sich durch eine Pigmentstörung äußert: Die Melanozyten (Pigmentzellen der Haut) der Erkrankten können an den betroffenen Stellen nicht mehr ausreichend Melanin produzieren. Daher lässt die normale Färbung der Haut nach, sodass auf den jeweiligen Hautarealen weiße Flecken entstehen, die oftmals scharf zur übrigen Haut abgegrenzt sind. Teilweise ist die darumliegende Haut zusätzlich etwas dunkler gefärbt als normal. Vorrangig bilden sich die Flecken im Gesicht, an Armen und Beinen, in der Leistengegend, am Oberkörper und in der Achselgegend. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich Vitiligo über die Haut am gesamten Körper ausbreiten, etwa bis in den Genitalbereich oder auf den Rücken. Bei Vitiligo handelt es sich nicht um eine angeborene Krankheit; beim Großteil der Betroffenen zeigen sich erste Anzeichen der weißen Hautflecken zwischen dem zehnten und 30. Lebensjahr. Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung ist von der Weißfleckenkrankheit betroffen, in Deutschland leiden rund eine halbe Million Menschen an Vitiligo.
Die Weißfleckenkrankheit gehört trotz medizinischer Fortschritte bis heute zu den wenigen chronischen Erkrankungen, deren Ursache weitgehend ungeklärt ist. Allerdings geht die Wissenschaft davon aus, dass unter Anderem ein genetischer Defekt im Kindesalter der Auslöser für eine spätere Vitiligo-Erkrankung sein kann. Durch äußere Einflüsse wie Umweltbelastungen kommt es zu einer Gen-Mutation, die vermutlich für die Pigmentstörung verantwortlich ist. Ebenfalls steht eine Störung des Immunsystems in Verdacht, die Entstehung der Weißfleckenkrankheit zu bewirken. Auffällig ist außerdem, dass rund ein Drittel der Vitiligo-Patienten zusätzlich an anderen Autoimmunerkrankungen wie Diabetes, Zöliakie oder Schilddrüsen-Erkrankungen wie Hashimoto leiden. Auch ein Zusammenhang der Weißfleckenkrankheit mit Erkrankungen wie Alopezie (kreisrundem Haarausfall), Rheuma oder Psoriasis (Schuppenflechte) sowie der Nebennierenrindeninsuffizienz Morbus Addison ist inzwischen belegt. Daher wird vor allem Patienten, die von diesen Krankheiten betroffen sind, geraten, durch regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen einen Ausbruch der Weißfleckenkrankheit frühzeitig zu erkennen. Ärzte gehen zudem davon aus, dass Vitiligo vererbbar ist: Oft sind mehrere Familienmitglieder von der Weißfleckenkrankheit betroffen.
Da es sich bei Vitiligo um eine chronische Erkrankung handelt, ist der individuelle Krankheitsverlauf schwer vorauszusagen. Faktoren wie die Ernährung und Lebensweise der Betroffenen sowie die genetische Veranlagung spielen für die Ausprägung der Weißfleckenkrankheit eine wichtige Rolle. Manche Menschen erkennen die Hautflecken erst Jahre nach ihrem ersten Erscheinen und bleiben von einem drastischen Vitiligo-Ausbruch verschont. Andere Patienten hingegen haben schon nach den ersten Krankheitsanzeichen mit großflächigen Vitiligo-Flecken zu kämpfen. Leider ist die Diagnose lebenslang – denn die Autoimmunerkrankung ist bislang nicht vollständig heilbar. Dennoch gibt es inzwischen Therapieverfahren und Heilmittel, die eine weitere Ausbreitung zumindest aufhalten können. Ist die Haut erst einmal von der Pigmentstörung betroffen, lässt sich der Melanin-Mangel nicht mehr komplett rückgängig machen. Mit speziellen Therapiemethoden ist es aber möglich, die Melanin-Bildung an den weißen Stellen neu anzuregen und die Flecken somit weniger stark sichtbar zu machen. Jedoch sind auch hierbei die Behandlungserfolge bei Patienten vom individuellen Zustand und dem Schweregrad der Erkrankung abhängig.
Die gute Nachricht: Abgesehen vom auffälligen, optischen Erscheinungsbild in Form weißer Hautflecken können Vitiligo-Erkrankte in der Regel beschwerdefrei leben. Einzelne Faktoren können jedoch dazu führen, dass es zu neuen Krankheitsschüben kommt, die weitere weiße Flecken mit sich bringen. Vor allem große psychische Belastungen und Stress können neue Ausbrüche der Weißfleckenkrankheit begünstigen. Daher sollten Betroffene Stresssituationen möglichst vermeiden und sich bei mentalen Problemen professionelle Hilfe suchen – denn Menschen, die an der Weißfleckenkrankheit leiden, plagt oft große Unsicherheit und Scham, sich mit ihrer sichtbaren Pigmentstörung in die Öffentlichkeit zu wagen. Bis heute besteht zudem das Problem, dass viele Betroffene die Autoimmunerkrankung nicht als solche erkennen und im Alltag aufgrund ihres Aussehens unter Beleidigungen oder gar Mobbing leiden müssen. Prominente Vitiligo-Erkrankte wie das amerikanische Model Chantelle Brown-Young tragen durch ihren offenen Umgang mit der Weißfleckenkrankheit in der Öffentlichkeit aber dazu bei, die Krankheit zu enttabuisieren und Betroffenen zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen.
Diese Entwicklung ist auch aus medizinischer Sicht zu begrüßen, denn bei vielen Patienten führt der typische „Vitiligo-Teufelskreis“ zu einer Verschlimmerung der Krankheit: Die betroffenen Menschen scheuen die Öffentlichkeit und ziehen sich bei weiterer Ausdehnung der Pigmentstörung vermehrt vor der Außenwelt zurück. Durch lange Aufenthalte in geschlossenen Räumen setzen Betroffene sich zu wenig Sonnenlicht aus, das eine Besserung der Weißfleckenkrankheit bewirken kann. Die Sonne regt die Melaninproduktion in der Oberhaut und so die Bildung neuer Farbpigmente an. Diese erneute Bildung von Hautbräune tritt zwar nicht immer ein, viele von der Weißfleckenkrankheit Betroffene berichten aber von der positiven Wirkung eines Aufenthalts in der Sonne. Wichtig: Vitiligo-Patienten sollten bei einem längeren Aufenthalt im Freien dringend ein Sonnenschutzprodukt mit sehr hohem Lichtschutzfaktor verwenden, da die Haut an den pigmentfreien Arealen besonders sonnenempfindlich ist.
Obwohl ein Zusammenhang zwischen dem individuellen Lebensstil der Betroffenen und dem Ausmaß ihrer Erkrankung bislang nicht wissenschaftlich bestätigt wurde, berichten Erkrankte von neuen Vitiligo-Schüben in Zeiten einer ungesunden Ernährung. Daher raten Experten Menschen, die an Vitiligo leiden, besonders ausgewogen zu essen und so einen gesunden Stoffwechsel zu fördern. Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Selen fördern die Abwehr freier Radikale und sollten nach Absprache mit dem Arzt durch entsprechende Lebensmittel oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen werden.
Menschen, die neben Vitiligo auch an der Autoimmunerkrankung Zöliakie leiden, wird eine glutenfreie Ernährung empfohlen. Bei Patienten, die von der Gluten-Aufnahmestörung betroffen sind, löst der Verzehr des Getreide-Eiweißes Gluten eine entzündliche Autoimmunreaktion aus – dieser Prozess kann die Ausbreitung der Weißfleckenkrankheit verstärken. Allgemein gilt es, auf eine vitaminreiche und ausgewogene Kost zu achten und Übergewicht zu vermeiden. Ein gesunder Lebensstil in Kombination mit ausreichend Bewegung kann dabei helfen, den Körper trotz der bestehenden Autoimmunerkrankung ins Gleichgewicht zu bringen.
Auch die folgenden Therapiemethoden – vor allem die Phototherapie – sollen die weitere Ausdehnung der weißen Hautflecken aufhalten oder bereits vorhandene Pigmentstörungen durch eine Repigmentierung verringern können:
UV-A-Strahlen sind energieärmer als UV-B-Strahlen, weshalb eine Therapie mit UV-A-Strahlung die zusätzliche Einnahme von Medikamenten erfordert. Mit Psoralen, auch bekannt als Medikamente der Fotochemotherapie, wird die Haut lichtsensibler gemacht, um auf diese Weise in die Hautareale vordringen zu können, die für die Bildung der Weißfleckenkrankheit verantwortlich sind. Wegen des relativ hohen Hautkrebsrisikos dieser Behandlungsmethode wird sie inzwischen eher selten angewandt.
Gängiger ist die sogenannte Schmalband-UV-B-Therapie: Hier wird der Patient rund dreimal wöchentlich über einen Behandlungszeitraum von bis zu drei Monaten hinweg mit UV-B-Strahlen bestrahlt. Der Behandlungserfolg zeigt sich bei Betroffenen meist im Gesicht, an Händen und Füßen. Mit einer Repigmentierung von bis zu 75 Prozent der erkrankten Hautstellen, die bei rund der Hälfte der Patienten eintritt, gehört dieses Verfahren zu den erfolgreichsten Therapiemethoden der Weißfleckenkrankheit. Beide Verfahren basieren auf Grundlage der sogenannten Phototherapie.
Die Phototherapie mit einem sogenannten Excimer-Laser erzielt bei Vitiligo große Behandlungserfolge, ist jedoch nur bei einem Befall mit weißen Flecken auf 15 bis 20 Prozent der Körperoberfläche anwendbar. Das Verfahren kann sowohl helfen, eine Repigmentierung der betroffenen Haustellen zu fördern, als auch die weitere Ausbreitung der Weißfleckenkrankheit aufzuhalten. Durch eine gezielte Bestrahlung per Laser wird das Hautkrebsrisiko möglichst gering gehalten, da gesunde Hautflächen verschont bleiben. Bei Vitiligo im Gesicht, am Hals und im Genitalbereich hat sich die Behandlung mit Excimer-Laser als besonders wirksam erwiesen, an Händen und Füßen jedoch weniger. Patienten müssen zu mehreren Sitzungen kommen, können jedoch teilweise bereits nach rund fünf Sitzungen eine erste Repigmentierung feststellen. Leider sind die Kosten dieser Therapie relativ hoch.
Weißer Hautkrebs: Frühzeitig erkennen, vorbeugen und heilen
Viele Ärzte raten Patienten, bei einer Vitiligo-Erkrankung eine lokale Therapie mit Kortison in Betracht zu ziehen. Je nach Ausmaß der Flecken wird eine schwach bis sehr stark wirksame Kortisonsalbe äußerlich auf die betroffenen Hautflächen aufgetragen. Mit rund 75 Prozent Neupigmentierung bei etwa der Hälfte der Patienten ist der Erfolg dieser Methode relativ hoch. Aufgrund des langen Anwendungszeitraums von sechs bis acht Monaten müssen Betroffene jedoch mit Nebenwirkungen wie einer zunehmenden Verdünnung der Haut oder gar oberflächlichen Hautblutungen rechnen.
Bevor Sie sich für eine spezifische Therapiemethode der Weißfleckenkrankheit entscheiden, sollten Sie abklären, ob Ihre Krankenkasse die Behandlungskosten teilweise oder sogar komplett übernimmt. Da Vitiligo bislang als kosmetisches Problem gilt, müssen Betroffene die Kosten in den meisten Fällen selbst tragen.
Viele Menschen, die an einer Hautkrankheit oder anderen chronischen Erkrankungen leiden, kehren sich von der konventionellen Medizin ab, obwohl die Wirkungsweise natürlicher Heilmittel und Verfahren wie etwa der Homöopathie bislang nicht wissenschaftlich belegt ist. Naturheilmittel haben häufig den Ruf, esoterischer Nonsens zu sein. Auch bei den natürlichen Behandlungsmöglichkeiten der Weißfleckenkrankheit sind viele der angeblichen Heilmittel umstritten. Dennoch berichten viele Vitiligo-Patienten von kleinen Therapieerfolgen durch natürliche Helfer. So soll beispielsweise Papaya helfen, die weißen Flecken zu mildern – innerlich als Saft angewandt oder äußerlich, indem ein frisches Stück Fruchtfleisch püriert und das entstandene Mus auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen wird. Auch eine Tinktur aus frischer Kurkumawurzel soll die Repigmentierung der Haut begünstigen. In Kombination mit frischem Ingwer, der die Durchblutung der Haut anregt, soll Kurkuma die Fleckenbildung bei Vitiligo-Erkrankten vermindern.
Eine aussagekräftige Studie zur Bestätigung dieser Heilmittel aus der Natur liegt bisher nicht vor. Die Heilkraft der Psyche bewerten Ärzte dagegen als wesentlichen Faktor für eine erfolgreiche Therapie der Weißfleckenkrankheit. Selbst wenn die Pflanzenheilmittel für Betroffene wirkungslos sein sollten, kann der Glaube an eine Besserung der Vitiligo-Erkrankung zu neuem Optimismus verhelfen. Bei einer Vitiligo-Diagnose sollten Erkrankte deshalb optimistisch denken und sich nicht in die Weißfleckenkrankheit hineinsteigern – eine positive Einstellung kann bei vielen Krankheiten Wunder bewirken.