Die Darm-Hirn-Achse

Bauchhirn: Wenn Stress zu Verstopfung und Schmerzen führt

Frau steht am Fenster und hält sich vor lauter Stress den Kopf. | © ecilie_Arcurs/iStock
© ecilie_Arcurs/iStock
Viele Frauen haben in ihrem Alltag mit Stress zu kämpfen, was wiederum oft zu Verstopfung führt.

Die Emotionen eines Menschen haben erheblichen Einfluss auf die Körpermitte und somit auch auf die Verdauung. So sorgen Gefühle wie Liebe für sogenannte "Schmetterlinge im Bauch", Stress und Kummer schlagen hingegen auf den Magen, bei Nervosität empfindet man ein "flaues Gefühl" in der Magengegend und zu viel Stress sorgt oft für Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung und Bauchschmerzen. Was der Grund für den engen Zusammenhang zwischen Psyche und Verdauung ist, was es mit dem sogenannten Bauchhirn auf sich hat und wie sich die Beschwerden behandeln lassen. 

Der Zusammenhang zwischen Psyche und Darm

Wenn Ärzte von dem sogenannten "Bauchhirn" beziehungsweise "Darmhirn" sprechen, ist die Rede vom menschlichen Verdauungssystem. Dieses steuert mit über 100 Millionen Nervenzellen den Verdauungstrakt. So werden körpereigene Botenstoffe - unter anderem Dopamin und Serotinin - nicht nur im Gehirn gebildet, sondern sind auch im Bauchhirn zu finden. 

Wie Bauchhirn und Kopfhirn kommunizieren

Doch allein die Existenz des Bauchhirns begründet noch nicht die Tatsache, dass sich psychische Belastungen und Stress auf die Verdauung auswirken und zu Beschwerden und Unwohlsein führen. Stress- und Angstsituationen können zu Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung oder gar Magengeschwürden führen. Warum das so ist? Das Bauchhirn und das Kopfhirn kommunizieren über die "Darm-Hirn-Achse" miteinander und sind automatisch im ständigen Austausch miteinander. Diese Signale haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Magen-Darm-Traktes. Dennoch ist das kein Grund, die Beschwerden einfach in Kauf zu nehmen.

Stress als häufige Ursache für Verstopfung und Schmerzen

Viele Frauen haben in ihrem Alltag mit Stress zu kämpfen. Der Spagat zwischen Familie und Haushalt bringt viele ans körperliche aber auch psychische Limit. Nicht selten können dann natürliche Lebensumstände wie die Wechseljahre das Fass überlaufen lassen.

Dieser Stress bleibt leider nicht ohne Folgen, der Körper reagiert oft mit Durchfall. Viele Frauen unterdrücken aber auch unterbewusst in Stresssituationen ihren Stuhl. Nicht selten sind Blähungen, Verstopfungen und Bauchschmerzen dann das unerfreuliche Ergebnis. Neben der Tatsache, dass die Symptome den Alltag erheblich einschränken, können sie auch gesundheitliche Folgen haben. Daher sollte man unbedingt auf eine intakte Verdauung achten und bei Beschwerden schnell handeln. Diese Gründe sprechen dafür:

  1. Im Stuhl befinden sich Abfallprodukte wie Bakterien, die unnötig im Körper bleiben, wird dieser nicht rechtzeitig ausgeschieden. 

  2. Je länger der Stuhl zurückgehalten wird, desto fester wird er, was wiederum den Toilettengang erschwert.

  3. Wer an Verstopfung durch Stress leidet, erhört das Risiko für ein Hämorrhoidalleiden. Denn: Das starke Pressen des Stuhls bei einer Verstopfung kann eine negative Veränderung der Hämorrhoiden fördern. 

Tipps bei Verstopfung und Bauchschmerzen durch Stress

  • Bewegung bringt den Darm in Schwung: Wer sich bei stressbedingter Verstopfung ausreichend bewegt, freut sich über einen doppelten Gewinn. Denn körperliche Aktivität sorgt nicht nur für eine gute Durchblutung des Darms. Sport ist bekanntlich auch ein sehr wirksames Heilmittel gegen Stress. Dafür muss nicht täglich bei einem anstrengenden Workout geschwitzt werden. Bereits ein ausgiebiger Spaziergang oder eine Runde Jogging bzw. Walking sorgt für eine intakte Darmaktivität.

  • Entspannung für Körper und Darm: Körperliche Entspannung sorgt gleichzeitig auch für einen entspannten Darm. Praktiken wie Meditation, Yoga, Atemübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Qi Gong können den Körper dabei unterstützen, fernab von all dem Alltagsstress zu ein bisschen Ruhe zu finden. Übrigens: Sollten diese Entspannungstipps nicht auf Anhieb klappen, ist das kein Grund aufzugeben. Übung macht den Meister! Und ihr Körper wird es Ihnen danken. 

  • Bauchmassage: Eine morgendliche Bauchmassage sorgt nicht nur für einen entspannten Start in den Tag. Wer seinen Bauch pro Tag zehn Minuten mit leichten kreisenden Bewegungen massiert, kann zusätzlich die Verdauung anregen. 

  • Natürliche Heilung: Setzen Sie auf die heilende Wirkung der Natur! Es gibt einige Heilpflanzen, die bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Verstopfung für Linderung sorgen. Dazu zählen vor allem Kamille, Fenchel, Kümmel und Pfefferminze. Sie haben eine beruhigende Wirkung auf Magen und Darm und sorgen gleichzeitig für eine intakte Verdauung. Auch Heilpflanzen gegen Stress können Abhilfe schaffen.

  • Ballaststoffe regen die Verdauung an: Eine ausgewogene Ernährung ist für eine gesunde Verdauung ausschlaggebend. Vor allem Ballaststoffe bringen die Darmaktivität wieder in Schwung. Aufgrund ihrer quellenden Wirkung erhöhen sie das Volumen des Nahrungsbreis im Darm und aktivieren so die natürliche Verdauung. Dazu zählen unter anderem Vollkornprodukte, Chia-Samen und Flohsamenschalen. Sie lassen sich ganz einfach in den täglichen Speiseplan integrieren und fördern so die Verdauung auf natürliche Weise. Achten Sie jedoch darauf, bei der Einnahme von Ballaststoffen ausreichend zu trinken. Sie entziehen dem Körper Flüssigkeit und ein zu geringer Wasserhaushalt im Körper kann ebenfalls zu Verstopfungen führen.

Sollten diese Tipps keine Besserung hervorrufen, kann im Notfall auch zu einem Abführmittel gegriffen werden. Das sollte jedoch nur in Absprache mit einem Arzt stattfinden. Grundsätzlich ist bei langanhaltenden Verstopfungen ein Arztbesuch ratsam - vor allem, wenn die Beschwerden in Zusammenhang mit Krämpfen, fortgeschrittenem Alter oder einer Erkrankung auftreten.

Ursachen frühzeitig erkennen

Trotz aller Tipps sollten psychisch bedingte Magen-Darm-Beschwerden nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sind Dauerstress oder psychische Auslöser der Grund für die Beschwerden, ist ein Besuch beim Hausarzt unumgänglich. Er kann nicht nur die möglichen Ursachen frühzeitig erkennen sondern auch einen Lösungsansatz finden. Die richtigen Behandlungsmöglichkeiten können zu einem besseren Stressmanagement verhelfen und somit auch Magen-Darm-Beschwerden entgegenwirken. 

Übrigens: Wer mit Blähungen zu kämpfen hat, sollte lieber die Finger von blähenden Lebensmitteln lassen.

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