Dass Hanf nicht nur als Rauschmittel eingesetzt werden kann, sondern dank seiner ungewöhnlich hohen Nährstoffdichte auch viele gesundheitliche Vorteile bietet, wissen die wenigsten. Wie die – übrigens vollkommen legalen – Hanfsamen als Superfood und in Beauty-Produkten wirken.
Die Zeiten, in denen Hanf als reine Nutzpflanze etwa zur Herstellung von Seilen oder Kleidung angebaut wurde oder als berauschende Droge verpöhnt war, sind vorbei: Insbesondere die Samen der Hanfpflanze gelten heute als vielseitige Nährstoffwunder, die sowohl als Lebensmittel und Superfood, als auch in Kosmetikprodukten ihre positive Wirkung entfalten. Mehr zum gesundheitlichen Effekt von Hanf und Hanfsamen lesen Sie im DONNA Online-Ratgeber.
Die Hanfpflanze (Gattung: Cannabis) ist eine der ältesten ökonomischen Nutzpflanzen der Welt und wurde bereits im 18. Jahrhundert eingesetzt: Aus Hanf wurden unter anderem Stoffe, Papier, Farben und Treibstoffe, aber auch schmerzstillende Medikamente hergestellt. Zudem kann jedes industrielle Produkt, das heute auf Erdöl- oder Holzzellulose-Basis hergestellt wird, auch auf Hanf-Basis erzeugt werden – unter anderem Kaugummi, Verpackungsmaterial, aber auch Beauty-Produkte wie Mascara oder Duschgel. Da Hanf, je nach den verarbeiteten Pflanzenteilen, auch zur Herstellung von Drogen verwendet werden kann, eilt ihm unter den Namen Marihuana, Weed oder Cannabis ein negativer Ruf als Einstiegsdroge und Rauschmittel nach. 1961 wurden Cannabisprodukte mit Opiaten gleichgestellt und weltweit in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen.
Aufgrund seiner berauschenden Wirkung war der Anbau von Hanf in Europa lange Zeit nicht erlaubt: Das Züchten des sogenannten Faserhanfs, auch Nutz- oder Industriehanf (Cannabis sativa) genannt, ist in Deutschland erst seit den 90er-Jahren wieder möglich. In dieser Hanfart, die ausschließlich der Gewinnung von Hanffasern dient, ist der psychoaktive Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) nur in einer sehr geringen Konzentration enthalten. Deshalb sind die für die Herstellung von Lebensmitteln und Kosmetik zugelassenen Faserhanfpflanzen nicht mit Indischem Hanf (Cannabis indica) zu verwechseln, der vorrangig bei der Produktion von Rauschmitteln wie Marihuana oder Haschisch, aber auch Medikamenten zum Einsatz kommt.
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Hanfprodukte können nicht nur wertvolle Nährstoffe, sondern auch den psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten. THC zählt zu den Cannabinoiden, die neben dem berauschenden Effekt auch die Psyche beeinflussen können. In geringerer Menge wirkt die Substanz ähnlich wie ein Beruhigungsmittel, höhere Dosierungen lösen einen Zustand andauernder Aufmerksamkeit aus.
Von Natur aus enthalten Hanfsamen zwar kein THC, können bei der Ernte jedoch mit THC-reichen Pflanzenteilen in Berührung kommen. Vergleichsweise viel THC enthalten beispielsweise die unbefruchteten Blüten, die Blätter nahe der Blüte sowie die Laubblätter der Faserhanfpflanze. Sorgen machen müssen Sie sich deshalb aber nicht, von Hanfsamen aus dem Bioladen oder Drogeriemarkt „high“ zu werden: Moderne, in Deutschland angebaute Faserhanfsorten haben einen niedrigen THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent und liegen damit innerhalb der gesetzlichen Vorgaben.
In Deutschland, Belgien und der Schweiz gelten Richtwerte für THC in Lebensmitteln, die in der Regel auch eingehalten werden – in seltenen Fällen können die Werte jedoch höher sein. Besonders aufpassen sollten Sie bei Produkten aus dem Ausland, die höhere Mengen an THC enthalten können. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Menge des enthaltenen THC bei Getränken einen Wert von fünf Mikrogramm pro Kilogramm, bei Ölen fünf Milligramm pro Kilogramm und bei anderen Lebensmitteln einen Wert von 150 Mikrogramm pro Kilogramm übersteigt. Eine THC-Dosis die diese Beschränkungen überschreitet, kann auch bei legalem Faserhanf cannabistypische Veränderungen der Psyche auslösen – und in Drogentests nachgewiesen werden.
Legaler Faserhanf und insbesondere seine Samen gelten heute als Superfood: Hanfsamen enthalten hochwertige ungesättigte Fette und sind ein idealer Omega-3-Lieferant. Die meisten Menschen nehmen ausreichend Omega-6-, aber nur wenige Omega-3-Fettsäuren zu sich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt bei Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren ein Verhältnis von 4:1. Stimmt diese Relation nicht, begünstigt das entzündliche Prozesse im Körper und kann Beschwerden wie chronische Nervenleiden oder Herz-Kreislauf-Probleme auslösen. Hanf ist die einzige Pflanze, die ein annähernd optimales Omega-6- zu Omega-3-Säureverhältnis von 3,75:1 enthält.
Ein Proteinanteil von bis zu 30 Prozent macht Hanfsamen zudem zu einem idealen Eiweißlieferanten – und für Vegetarier und Veganer zu einer echten Alternative zu Fleisch. Das in Hanfsamen enthaltene Eiweiß ist dem körpereigenen Eiweiß sehr ähnlich und somit nicht nur leicht verdaulich, sondern auch langanhaltend sättigend. Darüber hinaus verfügt Hanfprotein über alle acht essentiellen Aminosäuren, die der menschliche Organismus nicht selber herstellen kann. Diese Aminosäuren werden für die Zellgesundheit, Muskelaufbau und körpereigene Reperaturprozesse benötigt.
Vitamin B2, das ebenfalls für den Muskelaufbau notwendig ist, liegt in Hanfsamen in höherer Konzentration vor als in Fleisch oder Milch. Das Vitamin ist außerdem für die Bildung von Stresshormonen, die Funktion der Schilddrüse sowie die Augen- sowie Hautgesundheit wichtig.
Ungeschälte Hanfsamen enthalten eine hohe Menge an Ballaststoffen und fördern eine geregelte Verdauung. Durch ihre wasserbindende Wirkung machen Ballaststoffe schneller satt und helfen auf diese Weise auch bei der Gewichtsreduktion.
Die in Hanföl enthaltene Gamma-Linolensäure (GLA) ist eine der am seltensten natürlich vorkommenden Fettsäuren. Sie wirkt sich positiv auf die Symptome von Neurodermitis oder Arthritis aus und lindert Beschwerden während dem Prämenstruellen Syndrom (PMS). Bisher konnte GLA nur in Hanföl, Nachtkerzenöl, Granatapfelsamenöl und Spirulina nachgewiesen werden.
Nutzhanf wird heute in unzähligen Produkten verarbeitet und im Supermarkt oder Reformhaus angeboten. Alle Lebensmittel mit Hanf werden aus Hanfsamen hergestellt, lediglich Hanftee besteht aus den Blättern der Pflanze. Unverarbeitet können Sie Hanfsamen in Müsli, Joghurt oder Salaten essen oder in Brot und Kuchen einbacken.
Hanfproteinpulver lässt sich gut in Säfte, Wasser oder Smoothies mischen. Mit dem veganen Proteinpulver lässt sich auch wunderbar backen, indem Sie zehn bis 20 Prozent der Mehlmenge dadurch ersetzen.
Auch für Allergiker bieten Hanfprodukte verträgliche Alternativen: Hanfmehl ist von Natur aus glutenfrei, Hanfmilch enthält keine Laktose.
Hanfschokolade wird mit geschälten und gerösteten Hanfsamen versetzt und erhält so ein nussiges Aroma.
Hanföl eignet sich zum Dämpfen und Dünsten, jedoch nicht zum Braten oder Frittieren. Der nussig-herbe Geschmack macht sich gut in Salaten, Marinaden, Dips oder Smoothies. Bereits 20 Gramm des Öls decken den Tagesbedarf an essentiellen Aminosäuren.
Getränke wie Limonade und Bier werden ebenfalls mit Hanf versetzt angeboten und bekommen durch die Samen einen frischen, herben Geschmack.
Auch Kosmetikhersteller setzen bei immer mehr Produkten auf Hanf und stellen Cremes, Shampoo und Co. aus der Pflanze her. Insbesondere das Hanfsamenöl spielt dabei eine wichtige Rolle, zum Beispiel indem es sehr trockene und spröde Haut geschmeidiger macht. Die darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren verhindern Feuchtigkeitsverlust, Austrocknen und Aufspringen der Haut und tragen zur Wiederherstellung der Hautlipide bei.
In Mascara soll Hanföl die Wimpern pflegen, in Shampoo die Kopfhaut beruhigen und Juckreiz lindern.