Nachhaltig Leben

So geht Nachhaltigkeit: 25 Ideen für eine bessere Welt

Hand mit Gänseblümchen | © Unsplash | Ornella Binni
© Unsplash | Ornella Binni
Nachhaltigkeit im Alltag ist machbarer, als Sie denken. DONNA hat einfach umsetzbare Tipps und Inspirationen für ein (umwelt-)bewussteres Leben gesammelt.

Nein, Sie müssen keine Revolution anzetteln – mit wenig Aufwand lässt sich ganz viel Gutes für die Umwelt erreichen. Und wo anfangen? Zum Beispiel bei A – und diesen Inspirationen für mehr Nachhaltigkeit im Alltag.

A wie App

Klar, wir hängen alle zu oft am Smartphone. Aber bevor weiterhin zu viel Essen weggeschmissen wird, laden wir noch schnell die App Too Good To Go aufs Handy. Sie rettet Restaurantreste vor der Tonne und verrät, wo es übrig gebliebenes Essen gibt. Und die WWF-Einkaufs-App sagt, welche Meerestiere guten Gewissens gegessen werden können. Noch in der Entwicklung, aber vielversprechend ist greenApes. Diese App honoriert Gutes: Wer ins Büro radelt, auf Plastiktüten verzichtet und saisonales Gemüse kauft, bekommt virtuelle Punkte, die dann gegen echte (und klar, nachhaltige) Rabatte und Prämien in lokalen Geschäften getauscht werden können.

B wie Brutal lokal

Sternekoch Micha Schäfer macht im Berliner „Nobelhart & Schmutzig“ aufregendes Essen – mit Zutaten allein aus dem Berliner Umland: Küche „brutal lokal“, ohne Zitrone, Vanille oder Pfeffer. Übrigens: Vorgemacht hat’s das Restaurant „Fäviken“ in Schweden. Dort kocht Magnus Nilsson sogar mit Baumrinde, Moos und Flechten – zu bestaunen in der sechsten Folge der Netflix-Doku „Chef’s Table“ oder in „Nordic – Das Kochbuch“ (39,95 Euro, Phaidon by Edel).

C wie Coffee to die

Jede Stunde landen 320 000 Kaffee-Einwegbecher im Abfall. Der jährliche Coffee-to-go-Becher-Müll in Deutschland wiegt so viel wie 6666 Afrikanische Elefanten. Geht gar nicht, fanden Fabian Eckert und Florian Pachaly und gründeten vor einem Jahr das Pfandsystem „Recup“ für Cafés und Bäckereien in Rosenheim und München. Falls Ihr Lieblingskaffeebrüher nicht dabei ist: Bringen Sie Ihre eigene Tasse mit, beispielsweise den „Pokito Becher“ (faltbar, BPA-frei, spülmaschinenfest). Läden mit dem Label „coffee to go again“ belohnen den Becher deutschlandweit sogar mit Rabatten.

D wie Durst löschen

Dass Trinkflaschen mehr können als ökologisch sein, beweist die „Sigg”, immerhin Teil der permanenten Sammlung des Museum of Modern Art in New York. Die neue „24 Bottles” kommt sowohl aus Öko- also auch aus Hübschness-Gründen in unsere Handtasche. Städtetrip: In Hamburg gibt’s in ausgewählten Cafés kostenlos Leitungswasser in die mitgebrachte Trinkflasche. Welche Cafés mitmachen, steht auf refill-hamburg.de.

E wie Eier legen oder sterben

235 Eier essen die Deutschen im Schnitt in einem Jahr, zum Frühstück, im Kuchen, in Nudeln, gelegt von 40 Millionen Legehennen. Deren 40 Millionen Brüder werden unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet. Ließe man sie leben, kostete ein Ei 4 Cent mehr, rechnet die „Initiative Bruderhahn” vor; bei Eiern dieses Logos werden die männlichen Küken nun aufgezogen und ja, später gegessen, aber bis dahin leben sie durchaus artgerecht und ihr Tod ist nicht länger sinnlos. Andere Produzenten ziehen nach, unter anderem Alnatura („Bruderküken”) und Demeter („Brudertiere”).

F wie Fair Fashion

Jeanne de Kroon ist Ex-Model, studiert eigentlich in Berlin Philosophie und gründete mit gerade einmal 500 Euro Zazi Vintage: Statt neue Rohstoffe zu verbrauchen, macht das Label tolle Mode aus alten Stoffen. Der Clou: Genäht wird im indischen Jodhpur, in Zusammenarbeit mit einer Nichtregierungsorganisation und zu fairsten Löhnen.

Noch mehr Fair Fashion: Das große Mode-Label Gerry Weber ist seit Sommer GOTS-zertifiziert (Global Organic Textile Standard); bei Shirts aus „bioRe”-Baumwolle macht eine eingenähte Traceability-Nummer die Produktion transparent: vom Saatgut über den Anbau der Bio-Baumwolle in Indien und Tansania bis zur Näherei. Auch kleine Labels bewegen viel: Die Sneakers von Veja bestehen zu 60 Prozent aus regionalen und nachwachsenden Naturprodukten – und sind sehr stylish.

G wie Grünes Geld

Grüne Banken arbeiten fair, ethisch und ökologisch. Diese vier Geldhäuser empfiehlt die Nachhaltigkeits-Plattform Utopia.de: GLS Bank, Ethikbank, Triodos Bank und Umweltbank.

H wie Hausmittel

Rezept für einen nachhaltigen Allzweckreiniger von Ursula Neugebauer, Vizepräsidentin des Berufsverbands Hauswirtschaft: Einen Teelöffel geriebene Bio-Kernseife in 250 ml warmem Wasser auflösen, einen Teelöffel Natron, einen Spritzer Zitronensaft und vier Tropfen ätherisches Öl (beispielsweise Eukalyptus, Lavendel oder Teebaum, diese wirken antibakteriell, antiviral und antifungal) dazugeben, abkühlen lassen, in eine Sprühflasche füllen. (Niemals in eine Trinkflasche, Vergiftungsgefahr!)

I wie „Ich war das nicht“

„Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik landen Jahr für Jahr im Meer. Sehe ich herumliegenden Müll, kann ich deshalb nicht denken ‚Ich war das nicht!‘ und weitergehen. Bin ich mit meinen Kindern am Strand oder auf dem Spielplatz, sammeln wir immer auch den Müll der anderen auf. Bitte nachmachen! Und an diese „anderen“: Hört endlich auf, unsere Parks, Strände, Flüsse und Wälder zuzumüllen! Wir Müllsammler allein können es leider nicht richten. Die Politik muss endlich handeln und der Industrie Vorgaben machen, um den Kunststoffkonsum massiv zu drosseln.“ Melanie Bergmann, 46, ist Tiefsee-Forscherin am Alfred-Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

J wie Jetzt

  • Surfen Sie heute Abend mit einer Öko-Suchmaschine (etwa Ecosia)

  • Legen Sie morgen einen Veggie-Day ein

  • Lassen Sie kommende Woche Ihr Auto einen Tag stehen

  • Holen Sie das Smartphone-Ladekabel aus der Steckdose, schalten Sie elektrische Geräte ganz aus: Der Standby-Modus kostet in Deutschland pro Jahr den Strom zweier mittelgroßer Atomkraftwerke.

K wie Klimatarier

75 Badewannen voll Wasser und viel Fläche: Das ist die Energie-Bilanz eines Kilos Rindfleisch. Klimatarier machen da nicht mehr mit. Was auf ihren Teller kommt, verbraucht möglichst wenig Ressourcen. Gadget mit Aha-Effekt ist der Rechner auf klimatarier.com: Wer etwa Saisontomaten (Juli bis Oktober) isst und nicht die aus dem Gewächshaus, verbraucht pro Kilo 2,15 Kilo CO2 weniger – das entspricht einer Autofahrt von 20 Kilometern.

L wie Lesen

Lina Jachmann gibt in ihrem "Guide für einen minimalistischen Lebensstil" (Knesebeck, 24,95 Euro) Toptipps mit Bildern, die einen ins Buch ziehen. 

Der Schweizer Kinderarzt Remo H. Largo rückt in "Das passende Leben" (S. Fischer, 24 Euro) unter anderem unser Konsumverhalten in den Blick und seziert, was diese Art zu leben mit uns macht. 

Shia Sus Jahresmüll passt in ein Einmachglas. Wie das geht und warum Nachmachen gar nicht mal sooo schwer ist, erklärt die westfälische Bloggerin in "Zero Waste" (Freya, 14,90 Euro).

M wie Menstruationstasse

Eins vorneweg: Frauen, die mit der Spirale verhüten, sollten Menstruationscups bzw. -tassen nur nach Absprache mit ihrer Ärztin nutzen. Und ja, die Dinger sind erst einmal eine Fummelei; es braucht ein bisschen Übung. Doch wenn Sie sich trauen, profitieren Sie dreifach: Sie schonen die Ressourcen (etwa 17 000 Tampons und Binden verwendet eine Frau im Schnitt in ihrem Leben), sparen Geld (Tampons kosten ca. 36 Euro pro Jahr, Cups gibt es ab 16 Euro) und tun Ihrem Körper etwas Gutes. Dass die Cups das Blut nicht aufsaugen, soll für die Scheidenflora besser sein.

N wie noch nützlich

„Allein wir Deutschen werfen jedes Jahr 50 Millionen Tonnen Müll weg. Bei ‚Free your stuff‘ verschenken wir Dinge, die wir nicht mehr nutzen. Doch manchmal ist es mehr. Als mein Vater starb, hätte es schon wehgetan, seinen Hausstand auf den Recyclinghof zu fahren. Nun kocht eine Inderin mit seinen Töpfen, eine Mutter sammelt ihre Wäsche in seinem Weidenkorb, drei Studenten transportierten seinen Schrank mit der Straßenbahn ab, da musste ich lachen. Fürs Geben gibt’s bei uns Gesichter und Geschichten. Und auch ich selbst komme an Nützliches, etwa an Quitten zum Kochen.“ Susanne Böttcher, 39, ist Admin der Facebook-Gruppe „free your stuff ulm”

O wie Ohne

Ja, es ist anstrengend, doch wer Duschgel ohne Mikroplastik und Schokoriegel ohne Palmöl will, studiert Inhaltslisten (Mikroplastik: Polyethylen, Nylon-12, Acrylates Copolymer; Palmöl: Palm, Palmate, Palmitate). Alltagstipp: Supereinfach geht’s mit der App „Codecheck”; sie scannt den Barcode und gibt eine Kauf-Empfehlung.

P wie Plastiktüten-Bann

Manchmal ist Geiz doch geil: Seit Plastiktüten Geld kosten, ging ihr Verbrauch massiv zurück. 2016 verbrauchten die Deutschen zwei Milliarden Plastiktüten weniger als 2015, der Pro- Kopf-Verbrauch sank von 68 auf 45 Stück.

Alltagstipp: Vermeiden Sie Alu- und Frischhaltefolie, packen Sie Sandwiches, Obst und Gemüse in wiederverwendbare Bienenwachstücher, zum Beispiel über goodshaus.com.

Q wie Ask more Questions

Leena Volland, 35, bloggt auf nachhaltig-sein.info und ist Autorin des Buches „Dein Weg zur Nachhaltigkeit” (mit Florian Schreckensbach, BoD, 12,99 Euro).

DONNA: Frau Volland, was ist ein Ökoirrtum?
Leena Volland: Hier sind die drei häufigsten: 1. Öko ist superteuer – stimmt nicht. Wer zum Beispiel mit 40 statt 60 Grad ohne Vorwäsche und Trockner wäscht, spart pro Jahr rund 100 Euro. 2. Ein faires Kleid sieht aus wie ein Kartoffelsack – falsch, es gibt inzwischen richtig tolle Ökomode. 3. Kein Fleisch zu essen, rettet das Klima. Kommt drauf an: Wer Wurst und Co. allein mit Käse ersetzt, hat keine bessere CO2-Bilanz als ein Fleischesser.

Das heißt?
Wir sollten neben unserem Lebensstil auch vermeintliches Wissen hinterfragen.

Uff, anstrengend.
Ach, na ja. Ich empfehle: Einen Bereich rauspicken, da in die Tiefe gehen. Beispiel Fleischkonsum und Lebensmittel: Sie würden merken, dass neben der CO2-Bilanz auch der Wasserverbrauch eine Rolle spielt, dass Bio auf den ersten Blick teuer scheint, Sie aber saisonales Obst oder krummes Gemüse beim Erzeuger recht günstig bekommen.

R wie Restlos glücklich

Noch eine Zahl, die die Augen rund werden lässt: Etwa 18 Millionen Tonnen genießbare Nahrung landen pro Jahr in Deutschland im Müll, schätzt die Umweltorganisation WWF – rund 313 Kilo pro Sekunde. Ganz vorne mit dabei: altbackenes Brot. Der Verein „Restlos glücklich“ kocht im gleichnamigen Restaurant in Berlin-Neukölln aus Essbarem, das Supermärkte und Bauern als unverkäuflich aussortiert haben, verdammt leckere Menüs.

Rezept-Tipp aus dem Restaurant „Restlos glücklich”: Brot-Muffins

  • 350 g altes Brot würfeln, in 300 ml warmer (Soja-)Milch einweichen.

  • 150 g Rote Beeten und 100 g Kürbis raspeln, 30 g Zwiebeln würfeln, das Gemüse salzen und pfeffern.

  • 100 g Weizenmehl und 1 TL Backpulver mischen und mit 3 Eiern, 30 g weicher Margarine und dem Gemüse zu den Brotwürfeln geben, vermengen. In Muffinformen bei 160 Grad Umluft ca. 20 Minuten backen.

S wie Slow Flowers

Fürs Karma-Konto viiiiel besser als Rosen aus Kenia (Pestizide! Irrer Transportweg! Arbeitsbedingungen!) sind „Slow Flowers“, saisonale Blumen aus der Umgebung. In München gibt es sie beispielsweise bei Silke von Otto (Blumen die Leben), in Berlin bei Lilli Erasin (Blumen Goldbeck). Alternativ: in Gärtnereien oder auf dem Markt nach Eigenanbau fragen, beim Floristen nach Blumen aus der Region.

T wie Transparenz

Wo wird wie produziert? Gibt es Subunternehmer? Und wie kommt das Produkt nach Deutschland? Bei der Bewertung helfen Siegel wie „Fairtrade“ und ein Blick in die Leitlinien der Firmen: Schokoriese Lindt & Sprüngli etwa hat als eines der wenigen Schokoladenunternehmen jeden Schritt der Herstellung tatsächlich unter eigener Kontrolle und weiß, wer den Kakao wie anbaut. Ein „Farming Program“ hilft den Bauern, ihre Anbaupraktiken zu verbessern, und sichert so ihre Lebensgrundlage.

U wie Umsteigen

Ob sich in einer Million Jahre noch Menschen auf der Erde tummeln? Wissen wir nicht. Was wir aber wissen: dass unser Atommüll dann noch strahlen wird. Und wir wissen auch, dass die Feinstaub-Emissionen deutscher Kohlekraftwerke jährlich 33 000 Lebensjahre kosten. Dabei ist umsteigen einfach! Bundesweit gibt es fünf Ökostromanbieter: Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy, Naturstrom, Lichtblick und Polarstern. Anmelden, dem Ex-Versorger den Zählerstand nennen, fertig. Auch Unternehmen denken inzwischen neu, Vorreiter ist unter anderem Ornua Deutschland („Kerrygold”): Dort wird mit 100 Prozent Naturstrom aus Wasserkraft produziert.

V wie Vertical Farming

Am Boden wachsen Äpfel und Pfirsiche, in der Mitte Tomaten und unter dem Glashimmel Kräuter und Salat: Vertical Farming ermöglicht Landwirtschaft in der Stadt. In Pflanzen-Hochhäusern, so die Vision, reifen dann Erdbeeren, Birnen und Co. unter künstlichem Licht, die Wurzeln hängen in einer Nährstofflösung. Was spooky klingt, spart Transportwege und könnte das Flächenproblem der Landwirtschaft lösen. Vertical Farming gibt’s im Mini-Maßstab in alten Fabriken oder in Restaurants, etwa dem „Good Bank“ in Berlin: Dort wachsen Salat und Baby-Grünkohl in vertikalen Farmen im Gastraum, Ernte ist zweimal wöchentlich.

W wie Weg geht’s

…aber bitte nachhaltig fair! Diese drei Hotels sind grün und grandios:

  • Naturhotel „Forsthofgut” (Salzburger Land/Österreich): planschen im Bio-Badesee, relaxen im Wald-Spa und abends mit regional-saisonaler Küche den Gaumen glückszucken lassen.

  • Klimahotel „Pfösl” (Südtirol/Italien): Drinnen duftet es nach heimischer Zirbe und Lärche, draußen locken ein Naturteich, ein Quellwasserpfad und ein gigantischer Blick auf die Dolomiten.

  • Biohotel „Almodóvar” (Berlin/Deutschland): Zimmer mit Echtholzmöbeln und Yogamatte im Szenekiez Friedrichshain, serviert wird rein vegetarisches Essen.

Fair-reisen-Faustregel: Wer 700 Kilometer fährt, bleibt mindestens acht Tage, wer mehr als 2000 Kilometer fliegt, 14 Tage (und kompensiert den Flug, beispielsweise bei Atmosfair).

Y wie Yo-Yo-Effekt

Total-Kasteiung? Geht oft nach hinten los. Deshalb: besser dreimal pro Woche bewusst kein Fleisch essen als nach zwei Wochen Dauerverzicht entnervt zu alten Gewohnheiten zurückzukehren. Und: klar sind Ausnahmen erlaubt!

Z wie Zertifizierung

Der Verein „Verbraucher Initiative” prüft Siegel nach ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Gesichtspunkten und empfiehlt unter anderem diese:

  • Make-up: BDIH (International Organic and Natural Cosmetics Corporation)

  • Wein: Ecovin

  • Meerestiere: followfish

  • Lebensmittel: Fairtrade

  • Mode: GOTS (Global Organic Textile Standard)

  • Strom: Grüner Strom