Der Anti-Aging-Hype macht vor keinem weiblichen Körperteil Halt. Nicht nur Gesicht, Dekolleté oder Bauch werden gestrafft und verjüngt, auch der weibliche Intimbereich rückt nun immer mehr in den Fokus. Stichwort: Vaginal Anti Aging. Mit neuen Treatments und Pflegemethoden für die Vagina will die Schönheitsindustrie die weibliche Kundschaft locken. Die neueste Trend-Behandlung: Laser-Treatments, die ein Anti-Aging für das weibliche Geschlecht versprechen. Aber welchen Nutzen sollen derartige Behandlungen haben – und wird der allgegenwärtige Schönheitsdruck auf Frauen damit nur auf ein neues Level gehoben?
Es ist tatsächlich so: Nicht nur die Haut im Gesicht und am Körper wird mit zunehmendem Alter schlaffer, auch die Vagina bleibt vom Altern nicht verschont. Das betrifft nicht nur die Abnahme des Fettgewebes um die äußeren Schamlippen herum, auch im Inneren kommt es im Laufe der Jahre zu einer schlechteren Durchblutung und Rückbildung der Hautschichten, der Muskeltonus sinkt. Das ist ganz natürlich, dennoch werden chirurgische Eingriff zur Vaginalverjüngung immer beliebter. Wobei der Begriff „Anti-Aging“ in Bezug auf das weibliche Geschlecht nicht ganz passend gewählt ist: So zielen beispielsweise Laserbehandlungen eher darauf ab, das sexuelle Lustempfinden zu stärken oder Blasenprobleme in den Griff zu bekommen, als optisch das Geschlechtsteil zu verjüngen.
Viele Frauen spielen nach einer Geburt oder nach einem starken Gewichtsverlust mit dem Gedanken, sich einer vaginalen Verjüngungskur zu unterziehen. Dabei ist es völlig normal, dass sich die Vagina im Laufe der Jahre dehnt und verändert. Daher ist für Frauen jenseits der Menopause eine solche Behandlung grundsätzlich nicht nötig oder empfehlenswert. Es kann jedoch hilfreich sein für Frauen mit Blasenschwäche oder Scheidentrockenheit, die Juckreiz und Wundgefühl hervorruft. Deshalb haben viele Frauen auch Schmerzen beim Sex, es kann sogar zu Blutungen kommen. Solche Beschwerden treten häufig im Zusammenhang mit der Menopause auf, im schlimmsten Fall auch durch eine Chemotherapie. Zurückzuführen ist dies auf die Schleimhaut, die aufgrund des fehlenden Östrogens dünner und trockener wird. Herkömmliche Behandlungsmethoden wie hormonfreie Befeuchtungsmittel (Gele, Zäpfchen, Cremes) oder Beckenbodentraining bringen dann oft nicht mehr viel – in diesen Fällen können spezielle Treatments hilfreich sein.
Bereits seit den 90er Jahren wurden zahlreiche nicht-invasive und schmerzfreie Behandlungsmethoden entwickelt, die darauf abzielen, die Kollagen- und Schleimbildung im Intimbereich anzukurbeln. Das soll das Sexleben verbessern und auch einen verjüngenden Effekt mit sich bringen. Zwei Methoden haben sich hier besonders durchgesetzt: Kohlenstoffdioxid-Laser und Radiofrequenz-Laser.
Kohlenstoffdioxid-Laser werden häufig von Gynäkologen verwendet und bewirken mikroskopisch kleine Einschnitte im Vaginalgewebe. Ein spezieller Applikator, ähnlich dem Ultraschallkopf beim Gynäkologen, wird in die Vagina eingeführt und erzeugt dort minimale Verletzungen. Beim daraufhin einsetzenden Heilungsprozess der Vaginalhaut kommt es zur Neubildung von Kollagen, was die Durchblutung anregt und die Schleimhautbildung verbessert – das sorgt für eine Straffung des Vaginalgewebes und damit für mehr Elastizität. Die CO2-Laserbehandlung dauert in der Regel drei bis vier Minuten, ist schmerzfrei und wird ohne Lokalanästhesie durchgeführt. Anschließend kann die Patientin sofort nach Hause und ihren Gewohnheiten nachgehen. Drei Tage sollte man jedoch keinen Geschlechtsverkehr haben. Die Behandlung sollte einmal pro Monat für insgesamt 3 Monate erfolgen. Nach einem Jahr erfolgt eine Nachbehandlung. Die Wirkung soll etwa ein Jahr anhalten, die Kosten belaufen sich in etwa auf 1.500 – 2.000 Euro.
Vor der Behandlung sollte eine eingehende Untersuchung durch den Gynäkologen erfolgen, denn in manchen Fällen können bestimmte Medikamente alternativ zur Laserbehandlung zum Einsatz kommen. Wer jedoch auf Hormone verzichten möchte (z.B. aus Angst vor Brustkrebs) oder bereits im Vorfeld an Brustkrebs erkrankt war und keine Hormontherapien anwenden darf, bietet der Laser eine gute Behandlungsmöglichkeit.
Radiofrequenz-Laser werden häufig von plastischen Chirurgen verwendet, hier wird mit vibrierenden Molekülen gearbeitet, die Hitze erzeugen. Dabei wird mit Hilfe eines Applikators mit Radiofrequenz die gesamte Innenfläche der Vagina, außerdem die Klitoris und die äußeren Schamlippen auf etwa 43 bis 46 Grad erhitzt. Das stimuliert die Kollagenbildung und Durchblutung. Dadurch verdickt sich die Scheidenwand, neue Schleimhaut beginnt sich aufzubauen. Auch dieser Eingriff dauert nur wenige Minuten, wird ohne Betäubung durchgeführt und ist schmerzfrei. Drei Behandlungen in einem wöchentlichen Abstand sind nötig. Die Kosten für eine Sitzung belaufen sich auf etwa 2.500-3.000 Euro. Im Gegensatz zum CO2-Lasertreatment können die Patientinnen schon einen Tag nach der Behandlung wieder Sex haben.
Für Frauen in den Wechseljahren, die mit Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Sex, Blasenschwäche oder anderen Beschwerden zu kämpfen haben und mit hormonfreien Befeuchtungsmitteln (Gele, Zäpfchen, Cremes) oder Beckenbodentraining keine Linderung erzielen können, kann eine Laserbehandlung verlorene Lebensqualität zurückbringen. Auch für Frauen, die auf Hormone verzichten wollen oder müssen, können die Behandlungen eine gute Alternative sein – und haben dann rein gar nichts damit zu tun, dass man sich „untenrum hübsch“ für die Männer macht. Hierbei geht es ausschließlich um das weibliche Wohlbefinden – und das sollte immer an erster Stelle stehen. Fraglich sind dagegen rein kosmetische Eingriffe, sogenannte Labioplastiken, bei denen beispielsweise chirurgisch die Schamlippen verkürzt werden. Hier sollten die Beweggründe für den Eingriff ganz genau hinterfragt werden - nur um einem Schönheitsideal gerecht zu werden oder eventuell dem Partner besser zu gefallen sollte sich keine Frau einer derartigen Behandlung unterziehen.
Grundsätzlich gilt für den Intimbereich: Genau wie unser Gesicht, das wir täglich mit Pflegeprodukten, Cremes und Seren verwöhnen, sollten wir auch dem Intimbereich mehr Aufmerksamkeit widmen, z.B. mit spezieller Feuchtigkeitspflege mit Hyaluronsäure. Intimwaschlotionen und – pflegecremes mit Hyaluronsäure versorgen trockene Haut im Intimbereich mit Feuchtigkeit und können so bei Scheidentrockenheit Linderung verschaffen. Denn Hyaluronsäure ist ein natürlicher Feuchtigkeitsspender und lindert trockenheitsbedingte Beschwerden, wie spannende und juckende Haut, Brennen oder Wundgefühl.
Wir haben die Gynäkologin Dr. Mattern gefragt: "Was beobachten Sie unter Ihren Patientinnen - besteht noch Nachholbedarf in Sachen Aufklärung über die eigene Sexualität?"
"Auch wenn wir heute extrem aufgeklärt zu sein scheinen, trauen sich viele Frauen nach wie vor nicht, mit ihrem Frauenarzt über Intimes zu sprechen und leiden still. Ich möchte allen Frauen sagen: Traut Euch, Eure Fragen zu stellen, auch zu vermeintlich unangenehmen Themen. Nur Dinge, die angesprochen werden, können geklärt und geändert werden."
Hier gibt es weitere spannende Infos zu wichtigen Inhaltsstoffen in der Intimpflege und alles zu den Do’s und Dont’s in der Intimpflege.