Lästiges Unkraut, das juckende Pusteln hinterlässt, oder unterschätzte Heilpflanze? Definitiv Letzteres! Die Brennnessel ist eine echte Bakterienbremse und Nährstoffbombe. Lesen Sie hier, was das wertvolle Heilkraut alles kann.
Lange Zeit unterschätzt und als lästiges Unkraut mit schmerzenden Blättern abgestempelt, ist die Brennnessel (Urtica dioica) in den letzten Jahren als Naturheilmittel wieder stark in den Fokus gerückt. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe wird die Heilpflanze vor allem bei Harn-, Nieren- und Gelenkbeschwerden, zur Anregung des Stoffwechsels sowie um die Verdauung anzuregen eingesetzt. Aber auch als Küchenkraut macht die Brennnessel eine gute Figur. So nützlich und wirksam ist das vermeintliche Unkraut wirklich.
Die heilende Wirkung der Brennnessel hängt mit den in der Pflanze enthaltenden Wirkstoffen zusammen, die sich auf Blätter, Stiel und Wurzeln verteilen.
In den Blättern der Brennnessel stecken organische Säuren wie Kaffeoyläpfelsäure, ätherisches Öl, Kieselsäure, Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, sowie Beta-Carotin und die Vitamine B, C und K. Bemerkenswert ist auch der hohe Gehalt an Vitamin C (mehr als bei Zitrusfrüchten!) und Eiweiß. Der Proteinanteil der Brennnessel macht ungefähr sieben Prozent oder 30 Prozent ihrer Trockenmasse aus. 100 Gramm frische Brennnesselblätter enthalten beispielsweise ähnlich viel Eiweiß wie die gleiche Menge frischer Hülsenfrüchte, sodass es sich vor allem für Vegetarier und Veganer lohnt, Brennnesselblätter in ihren Speiseplan zu integrieren.
Darüber hinaus enthalten Brennnesselblätter sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide) wie den Pflanzenfarbstoff Rutin. Flavonoide wirken entzündungshemmend, antioxidativ, durchblutungsfördernd und krampflösend und werden unter anderem als Venen- und Herz-Kreislaufmittel eingesetzt.
Die Brennnesselwurzeln (Urticae radix) wiederum enthalten pflanzliche Steroidhormone wie beta-Sitosterin (ein Phytosterin), Lectine und Lignane. In höheren Dosen senkt beta-Sitosterin den Blutcholesterinspiegel, weshalb Lebensmittel wie Margarine und Milchprodukte damit angereichert werden.
In den an der Oberseite der Brennnesselblätter befindlichen Brennhaaren, die bei Berührung schmerzhafte Quaddeln auf der Haut verursachen, stecken Acetylcholin, Histamin, Serotonin, Ameisensäure und Natriumformiat (das Salz der Ameisensäure). Diese Botenstoffe sind an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt und erklären die anregende Wirkung von Brennnesselblättern, beispielsweise auf die Blasenfunktion. Kommt allerdings die Haut mit den Brennhaaren in Kontakt, erfolgt nur wenige Sekunden später die schmerzhafte Reaktion: Die Ameisensäure wirkt ätzend, der Entzündungsbotenstoff Histamin setzt Schwellungen in Gang und löst den Juckreiz aus. Das Gewebshormon Serotonin aktiviert das Schmerzempfinden, während Acetylcholin, ein weiterer Neurotransmitter, der auch in Hornissengift vorkommt, als Schmerzverstärker wirkt.
Die unterschiedlichen Wirkungen der Brennnessel lassen sich wie folgt zusammenfassen:
entzündungshemmend
harntreibend
krampflösend
durchblutungsfördernd
stoffwechselfördernd
schmerzlindernd
blutreinigend
entschlackend
blutbildend
Diese positiven Effekte von Brennnesseln werden heutzutage für die Behandlung oder begleitende Therapie folgender Krankheiten und Beschwerden eingesetzt:
Störungen der ableitenden Harnwege (Harnverhaltung, Restharnbildung)
Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege (z.B. Blasenentzündung, Harnwegsinfekt)
Reizblase (funktionelle Störung der Blasenfunktion, d.h. häufige Blasenentleerung)
Nierenleiden (z.B. Nierengrieß, also die Ansammlung keiner Nierensteine)
Beschwerden beim Wasserlassen oder Wasserhalten, etwa infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung
Störungen und Beschwerden der Galle
Leberbeschwerden (Brennnessel fördert den Entgiftungsprozess)
Diabetes (Erhöhung der Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse und Senkung des Blutzuckerspiegels)
Magen-Darm-Probleme (Krämpfe, Verdauungsbeschwerden)
Gicht
Rheuma
Arthrose und Arthritis
Bluthochdruck
Blutarmut
Die in Blättern enthaltenen Flavonoide sorgen zusammen mit dem Mineralstoff Kalium für die entwässernde und entzündungshemmende Wirkung der Brennnessel. In Form von Tees oder Präparaten hilft die Heilpflanze bei der Behandlung entzündlicher Erkrankungen der ableitenden Harnwege, beispielsweise bei Blasenentzündungen oder Harnwegsinfekten. Hierfür kann der Brennnesseltee auch mit ähnlich wirkenden Kräutern wie Birkenblättern und Goldrutenkraut angereichert werden. Durch die gesteigerte Harnausschüttung werden Körper und Harnwege durchgespült und von schädigenden „Schlacken“ und krankheitserregenden Keimen befreit. Deswegen wird die Brennnessel auch gerne bei Fasten-, Detox- und Entschlackungskuren eingesetzt.
Dank seiner krampflösenden Wirkung kann Brennnesseltee auch bei Magenkrämpfen Linderung bewirken. Trinken Sie dazu mehrere Tassen frisch gebrühten Brennnesseltee über den Tag verteilt. Darüber hinaus helfen die darin enthaltenen Gerbstoffen bei Magenbeschwerden und Durchfall.
DONNA-Tipp: Grundsätzlich unterstützt es den Behandlungserfolg, wenn Sie während einer Brennnesselkur viel trinken. Das fördert den durchspülenden Effekt.
Der harntreibende Effekt der Brennnessel wird außerdem genutzt, um Erkrankungen wie Gallen- und Leberbeschwerden unterstützend zu behandeln. Schon Paracelsus verordnete bei Gelbsucht (Hepatitis) den Saft der Brennnessel als Medizin. Ebenfalls unterstützend wirkt Brennnessel bei Gicht, rheumatischen Beschwerden, Arthrose und auch ihrer akuten Form, der rheumatoiden Arthritis. Wissenschaftlich belegt ist allerdings nur, dass die Brennnesselpflanze Wirkstoffe enthält, die einen entzündungshemmenden und antibakteriellen Effekt haben, was bei Rheuma oder Gicht hilfreich ist. Dass die Krankheiten durch den Einsatz von Brennnesseln tatsächlich geheilt werden können, ist bisher nicht bekannt.
Eine sogenannte „Brennnessel-Peitsche“ tut nicht nur bei Rheuma gut. Auch bei Beschwerden nach einem Hexenschuss (Ischias, Bandscheiben) oder neuralgischen Schmerzen zeigt sie Wirkung. Nehmen Sie einige Stränge frischer Brennnessel und schlagen Sie damit leicht auf die betroffene Stelle. Alternativ können Sie die Blätter auf den betroffenen Stellen verreiben. Die Inhaltsstoffe der Brennnessel steigern die Durchblutung und entspannen die Muskeln.
Neben Brennnesseltee ist die Heilpflanze auch als Tinktur, ätherisches Öl oder in Form von Tropfen, Mono- oder Kombinationspräparaten und gepressten Säften erhältlich.
Für die Zubereitung eines Brennnesseltees werden etwa zwei Teelöffel Brennnesselblätter mit 250 Millilitern kochendem Wasser übergossen. Der Aufguss sollte etwa zehn Minuten lang ziehen. Pro Tag werden zwei bis vier Tassen des abgekühlten Tees empfohlen. Nach einer sechswöchigen Anwendung sollte eine zwei- bis dreiwöchige Pause eingelegt werden.
Im Bereich der Naturkosmetik wird die Brennnessel häufig übersehen, wenn sie aber als Tee oder in Kapselform eingenommen wird, zeigt sich ihre positive Wirkung. Die durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe der Brennnessel sorgen dafür, dass die oberen Hautschichten stärker durchblutet und die Zellen vermehrt mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Sie können sich somit leichter teilen und abgestorbene Zellen ersetzen, sodass die Haut sich von selbst verjüngt.
Wie die meisten Pflanzen besitzt die Brennnessel eine Reihe von schützenden Antioxidantien (Radikalfängern), welche Schäden durch freie Radikale reduzieren, die Haut zusätzlich bei der Immunabwehr stärken und dadurch Anti-Aging-Vorteile liefern. Durch ihre stark antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften kann sie auch Rötungen (Sonnenbrand und leichten Verbrennungen) und Hautunreinheiten, zum Beispiel Pickel und Akne, reduzieren. Zur Hautreinigung eignen sich Extrakte oder der Sud von abgekochten Brennnesseln: Einfach ein Tuch mit starkem Brennnesseltee tränken und auf das Gesicht legen.
Obwohl ihre Härchen Hautausschläge verursachen, hat die Brennnessel eine lange Tradition in der Haarpflege. Seit jeher wird die Heilpflanze gegen Haarausfall oder bei vermindertem Haarwuchs eingesetzt. Grund dafür ist die hohe Konzentration von Vitamin A und Eisen, die unter anderem zu mAufbau und Erhalt der Haarwurzeln notwendig sind. Ist die Kopfhaut gut durchblutet, können die Haarwurzeln optimal mit Nährstoffen versorgt und damit das Haarwachstum unterstützt werden. Äußerlich kommen daher vor allem verdünnte Brennnessel-Tinkturen oder -Haarwasser zum Einsatz, die gut in die Kopfhaut einmassiert werden. Als Brennnesseltee eingenommen, fördert das Heilkraut das Zellwachstum und sorgt dafür, dass sie mit Nährstoffen versorgt sind, was sich wiederum positiv auf die Kräftigung der Haarstruktur auswirkt.
Für ein selbst gemachtes Brennnessel-Haarwasser benötigt man 200 bis 300 Gramm Brennnesselwurzeln. Diese werden kleingehackt, gerieben und anschließend mit einem Liter Wasser und einem Liter Weinessig aufgegossen und aufgekocht. Anschließend durch ein Sieb gießen und abkühlen lassen. Um Haarausfall vorzubeugen, sollte der Sud täglich auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Ein erneutes Auswaschen der Haare ist nicht notwendig, da der Extrakt keine Rückstände auf der Kopfhaut hinterlässt.
Auch das Pulver aus zerriebenen getrockneten Brennnesselblättern kann für die tägliche Haarpflege verwendet werden. Einfach das Brennnesselpulver mit Wasser vermischen und anschließend als Haarmaske in die Kopfhaut einmassieren. 30 Minuten einwirken lassen und auswaschen.
Anmerkung: Die Brennnessel kann den Haarausfall zwar nicht komplett verhindern, sie sorgt aber zumindest für eine Milderung des lästigen Problems.
Äußerlich angewendet arbeitet die Brennnessel mit einem raffinierten Kombitrick: Die in den Brennhaaren enthaltenen Säuren halten den Kopfhautpilz in Schach, der an der Schuppenbildung mitwirkt. Außerdem fördern sie die Durchblutung an den Haarwurzeln. Gerbstoffe drosseln den Talgfluss und halten die Hornschüppchen des Haares auf Abstand. Dadurch pappen sie nicht an der Kopfhaut fest, die Haare fetten nicht so schnell nach. Damit ist die Brennnessel eine effektive und natürliche Alternative zu konventionellen Anti-Schuppen-Shampoos, in denen zellschädigende Wirkstoffe wie Climbazol oder Triclosan enthalten sind.
Für ein selbst gemachtes Anti-Schuppen-Mittel 500 Gramm frische Brennnesseln in einem halben Liter Wasser für 30 Minuten aufkochen, abseihen und abkühlen lassen. Danach die Flüssigkeit gleichmäßig in die Kopfhaut einmassieren. Mehrmals wöchentlich wiederholen. Die Brennnessel reinigt die Kopfhaut und entfernt Unreinheiten, spendet Feuchtigkeit und reduziert so Schuppen.
DONNA-Tipp: Auch Menschen, die nicht unter Haarausfall leiden, können die Heilpflanze als Pflegemittel nutzen. Die durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe stärken die Haarwurzel und die entzündungshemmende, reinigende Wirkung bringt die Kopfhaut in ein natürliches Gleichgewicht. Die enthaltene Kieselsäure und verschiedene Mineralstoffe remineralisieren die Haare, sodass sie neuen Glanz und Volumen erhalten.
In der Regel sind bei der Anwendung der Heilpflanze keine Nebenwirkungen zu erwarten. Wenn überhaupt, beschränken sie sich auf leichte Unverträglichkeitsreaktionen wie Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Hautreaktionen wie Juckreiz, Hautauschlag oder Nesselsucht. Wenn eine Histamin-Intoleranz vorliegt, sollte die Einnahme von Brennnesselprodukten zunächst mit einem Arzt oder Apotheker besprochen werden. Wechselwirkungen von Brennnesselpräparaten mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.
Vorsicht: Wer unter Wasseransammlungen im Körper (Ödeme) leidet, die durch eine eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion bedingt sind, sollte Brennnessel weder innerlich noch äußerlich anwenden.
Die Brennnessel lässt sich in der Küche auf nahezu gleiche Weise verarbeiten wie Spinat oder Mangold, hat aber bei weitem mehr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe sowie einen etwas herberen und würzigeren Eigengeschmack. Damit lässt sich die Brennnessel ähnlich wie Petersilie hervorragend zur Aufwertung von Salaten nutzen oder kann das Basilikum im Pesto ersetzen. Dafür benötigen Sie Pinienkerne oder Walnüsse, hochwertiges Öl, Salz, Zitronen und zerkleinerte Brennnesselblätter.
Zudem lässt sich die Brennnessel in Suppen, als Gemüsebeilage, anstelle von Spinat oder als Saft verarbeiten. Ein traditionelles Rezept ist die Brennnesselsuppe, die sich einfach zubereiten lässt und gegen Frühjahrsmüdigkeit helfen soll. Sie besteht neben Brennnesselblättern aus roten Zwiebeln, Kartoffeln, Brühe, Creme fraîche und Butter. Die Blätter werden zunächst mit den Zwiebeln in Butter angebraten und anschließend in den Suppentopf gegeben. Neben Salz und Pfeffer sorgen Knoblauch, Estragon und Petersilie für zusätzliche Würze.
DONNA-Tipp: Damit sie keinen bitteren Geschmack haben oder zu faserig sind, sollten hauptsächlich junge Brennnesseln oder nur die oberen Blatttriebe verwendet werden. Die schmerzenden Brennhaare werden übrigens durch Kochen, Dünsten oder Trocknen unschädlich gemacht. Auch das Pürieren in einem Mixer zerstört die Haare, sodass sich Smoothies oder Säfte problemlos zubereiten lassen.